Geschichten für die Paarberatung
Metaphern
Metaphern sagen uns viel mehr als nur die Geschichte, die sie erzählen.
Der Begriff Metapher stammt von dem griechischen Wort metaphorá ab und bedeutet so viel wie Übertragung.
Eine Metapher überträgt dabei die Bedeutung des einen Wortes auf die eines anderen. Aus Löwe wird so zum Beispiel „König der Tiere".
Mithilfe der Metapher kann man einen Ausdruck bildlicher, lebendiger und verständlicher gestalten.
Die Metapher ist ein sprachliches Bild und trägt eine Botschaft in sich, die oft nur zwischen den Zeilen zu lesen ist...
Die kleine Auswahl an Metaphern soll eine Anregung sein, über einige Aspekte unseres Lebens noch einmal nachzudenken.
Vielleicht kann die eine oder andere Geschichte auch Anstoß sein, zu einer neuen Sichtweise zu gelangen...
Das Huhn und die kleinen Entlein
Es war einmal eine Ente, die hatte vier Eier gelegt. Während sie noch brütete, schlich sich ein Fuchs ans Nest heran und tötete die Ente. Bevor er die Eier auffressen konnte, wurde er gestört und suchte das Weite, die Eier blieben allein im Nest zurück.
Eine Bruthenne kam gackernd vorbei und entdeckte das verlassene Gelege. Instinktiv setzte sie sich darauf, um die Eier auszubrüten. Es dauerte nicht lang, da schlüpften die Entenküken aus und selbstverständlich hielten sie das Huhn für ihre Mutter und spazierten bald in einer Reihe hinter ihm her. Die Henne, stolz auf ihre jüngste Brut, nahm sie mit zum Bauernhof.
Jeden Morgen nach dem ersten Hahnenschrei begann Mama Henne auf dem Boden zu scharren, und die Entlein zwangen sich dazu, es ihr gleichzutun. Da es den Entlein nicht gelingen wollte, auch nur einen einzigen Wurm aus dem Boden zu picken, versorgte die Mama sämtliche Küken mit Nahrung. Sie teilte jeden Regenwurm in Stücke und steckte sie ihren Kindern in die breiten Schnäbel.
Tag um Tag ging die Henne mit ihrer Brut rund um den Bauernhof spazieren. Diszipliniert und in Reih und Glied folgten ihr die Küken. Als sie einmal am See angekommen waren, warfen sich die Entlein gleich ins kühle Nass, als hätten sie nie etwas anderes getan, während die Henne verzweifelt am Ufer gackerte und sie anflehte, aus dem Wasser zu kommen. Munter planschen die Entlein umher, und ihre Mutter flatterte nervös mit den Flügeln und heulte aus Angst, sie könnten ertrinken.
Vom Gegacker der Henne angelockt, erschien der Hahn und erfasste die Situation mit einem Blick. „Auf die Jugend ist kein Verlass“, war sein Verdikt. „Leichtsinnig, wie sie nun einmal ist.“ Eins der Entenküken, das den Hahn gehört hatte, schwamm zu ihnen ans Ufer und sagte: „Gebt uns nicht die Schuld an eurem eigenen Unvermögen.“
Die Moral von der Geschichte‘:
Denke nun nicht, dass die Henne falsch gehandelt hat. Und richte auch nicht über den Hahn. Halte die Entlein nicht einfach für trotzig und übermütig. Keiner von ihnen ist im Irrtum. Sie betrachten nur jeder die Realität von unterschiedlichen Standpunkten aus. Der einzige Fehler ist fast immer, zu glauben, dass der eigene Standpunkt der Einzige ist, von dem aus man die Wahrheit sieht.
Quelle: Jorge Bucay, Komm, ich erzähle dir eine Geschichte