Warum Bindung nichts mit Liebe zu tun haben muss. Wechselwirkung von Liebe und Bindung
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Die Sehnsucht nach Bindung und der Wunsch nach einem „idealen“ Partner findet sich bei jedem Menschen.

Die Suche nach einer dauerhaften und vertrauensvollen Beziehung ist ein menschliches Grundbedürfnis, das uns allen innewohnt. Wir alle erhoffen uns von einem „idealen“ Partner, dass er uns Liebe, Anerkennung und Nähe schenkt.
Eine glückliche Partnerschaft kann eine wesentliche Quelle für unser Lebensglück und unsere seelische Gesundheit sein. Wenn wir uns in einer Beziehung geborgen und wertgeschätzt fühlen, stärkt das unser Selbstvertrauen und unser Wohlbefinden. Wenn eine Beziehung jedoch in Gefahr gerät oder gar zerbricht, kann die zu schweren psychischen Belastungen führen, wie Depressionen, Ängsten oder einem Verlust von Lebenssinn.
Bindung ist ein universeller und angeborener Trieb des Menschen, der sich im Laufe der Evolution entwickelt hat. Bindung ist ein existenzielles Bedürfnis. Man könnte es auch mit einem „Überlebensinstinkt“ vergleichen, der sowohl das gesunde Heranwachsen des Kindes als auch den Zusammenhalt eines Paares sichern soll.
Was verstehen wir unter Liebe?

Wenn Sie mit jemandem ein Gespräch über die Liebe führen, dann sprechen Sie beide von zwei gänzlich unterschiedlichen Dingen. Und wenn 100 Menschen über die Liebe sprechen, dann sind es 100 ganz unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Thema. Liebe ist ein Gefühl, das jeder ganz für sich empfindet und das sich nicht ganzheitlich in Worten abbilden lässt. Lassen Sie es uns trotzdem versuchen.
Der Egoismus der Liebe

Meine etwas provokante These an dieser Stelle lautet, dass Liebe den Inbegriff des Egoismus darstellt. Sie lieben, damit es Ihnen gut geht, damit Sie dieses unbeschreibliche Gefühl im Herzen spüren, damit sich Ihre ganz persönlichen Wünsche und Bedürfnisse erfüllen. Einen Menschen lieben Sie nie ausschließlich um seiner selbst willen, sondern auch und vor allem für Ihr eigenes Wohlgefühl. Heißt „Ich liebe dich“ nicht „Ich will etwas von dir“? Geht es wirklich um das Gegenüber oder dass ich einen verlässlichen Partner an der Seite, habe, mit dem ich möglichst meine Wünsche und Bedürfnisse erfüllen kann?
In dieser Erkenntnis liegt auch gleichzeitig der Grund dafür, warum so viele Ehen scheitern und Beziehungen auseinandergehen. Wer nicht bekommt, was er sucht, der sucht eben woanders nach Anerkennung, Sex, Bestätigung, Zärtlichkeit, Verständnis oder Zuwendung.
Für die Liebe gibt es unendlich viele Definitionen, letztlich verstehen wir alle unter Liebe etwas anderes. Ich halte die folgende Definition für passend: „Wenn ich etwas für dich will, was du für dich willst, und ich es dir von Herzen gönne.“
Liebe bleibt nicht für immer

Liebe ist keine Selbstverständlichkeit. Auch wenn Sie jemanden lieben und diese Liebe erwidert wird, bedeutet das nicht automatisch, dass sie für immer bestehen bleibt. Eine der großen Herausforderungen in der Liebe liegt darin, dass intensive Gefühle wie Liebe und Hass oft eng beieinanderliegen. Manchmal genügt ein einziger Gedanke, um den geliebten Menschen in einem Moment der Verletzung oder Enttäuschung als Gegner wahrzunehmen.
Eine weitere Herausforderung ist die sogenannte „rosarote Brille“, die Liebende zu Beginn einer Beziehung tragen. In dieser Phase stellen beide Partner oft ihre eigenen Bedürfnisse zurück und idealisieren die anderen. Doch mit der Zeit wird das Zusammensein zur Gewohnheit, und die anfängliche Toleranz nimmt ab. Plötzlich treten Verhaltensweisen oder Eigenheiten in den Vordergrund, die zuvor übersehen wurden. Dies kann zu Spannungen, Streit und Konflikten führen.
Die Scheidewege der Liebe
Ich behaupte, dass jedes Paar früher oder später an diesen Scheideweg gelangt. Es hat jetzt die Wahl zwischen drei Möglichkeiten:
- Gehen wir gemeinsam weiter und investieren Zeit und Mühe in die Partnerschaft, um an dem Gegenüber immer wieder etwas Neues, Spannendes zu entdecken.
- Bleiben wir zusammen und führen ein unglückliches Leben miteinander.
- Trennen wir uns.
Der erste Weg in eine harmonische Beziehung kann nur dann gelingen, wenn aus dem Egoismus-Gedanken heraus beide Partner etwas aus der Beziehung gewinnen. Das wiederum geht nur mit Ehrlichkeit dem anderen, aber auch sich selbst gegenüber. Nur wer sich selbst und seinem Lebensweg treu bleibt, kann am Ende auch ein Gewinn für den Partner werden.
Nicht immer ist der Weg von vornherein klar. Entscheidungen benötigen Zeit und müssen reifen. Da hilft es, sich Auszeiten zu nehmen, Zeit für sich selbst, Zeit und Freiraum zum Atmen. Neue Liebeswege entstehen dann schon fast von selbst.
Was schreiben Michael Mary und Arnold Retzer über die Liebe in Langzeitbeziehungen?
In diesem Blogpost möchte ich Ihnen einige Gedanken von zwei renommierten Paartherapeuten vorstellen, die sich mit der Frage beschäftigt haben, wie die Liebe in Langzeitbeziehungen erhalten oder wiederbelebt werden kann. Michael Mary und Arnold Retzer haben beide mehrere Bücher zu diesem Thema veröffentlicht und geben in ihren Werken wertvolle Tipps und Anregungen für Paare, die ihre Liebe pflegen oder neu entdecken wollen.
Michael Mary:
Er ist einer der bekanntesten Paarberater Deutschlands und hat unter anderem die Bücher „Liebe machen. Wie Beziehungen lebendig bleiben“ und „Liebe ist lernbar. Wege zu einer neuen Beziehungskultur“ geschrieben. Er vertritt die These, dass Liebe nicht etwas ist, das man hat oder nicht hat, sondern etwas, das man tut oder nicht tut. Er plädiert dafür, dass Paare sich bewusst dafür entscheiden, liebevoll miteinander umzugehen, auch wenn es Konflikte oder Krisen gibt. Er betont, dass Liebe kein Gefühl ist, das man passiv erlebt, sondern eine Haltung, die man aktiv einnimmt. Er schreibt: „Liebe machen heißt: Ich bin bereit, mich auf dich einzulassen, dich zu verstehen, dich zu respektieren, dich zu unterstützen, dich zu ermutigen, dich zu trösten, dich zu erfreuen, dich zu überraschen, dich zu begehren, dich zu genießen.“
Arnold Retzer:
Er ist ein renommierter Psychotherapeut und Autor von Büchern wie „Lob der Vernunftehe. Eine Streitschrift für mehr Realismus in der Liebe“ und „Die Wiederentdeckung der Ehe. Wie Paare zusammen glücklich werden“. Er kritisiert die romantische Vorstellung von der großen Liebe, die alle Hindernisse überwindet und alle Bedürfnisse erfüllt. Er plädiert für mehr Realismus und Gelassenheit in der Partnerschaft. Er schreibt: „Die meisten Menschen sehnen sich nach einer bedingungslosen Liebe. Aber das ist eine Illusion. Es gibt keine bedingungslose Liebe. Jede Liebe hat ihre Bedingungen. Und das ist auch gut so. Denn nur so können wir einander achten und schätzen. Nur so können wir uns weiterentwickeln und wachsen. Nur so können wir unsere Unterschiede akzeptieren und unsere Gemeinsamkeiten pflegen.“
Wie Sie sehen, haben beide Autoren unterschiedliche Ansätze und Perspektiven auf die Liebe in Langzeitbeziehungen. Aber beide stimmen darin überein, dass Liebe kein Zufall oder Schicksal ist, sondern eine bewusste Entscheidung und eine kontinuierliche Anstrengung erfordert. Beide geben auch konkrete Beispiele und Übungen für Paare an die Hand, wie sie ihre Beziehung lebendig halten oder verbessern können. Ich empfehle Ihnen daher, sich mit ihren Büchern näher zu beschäftigen, wenn Sie mehr über dieses spannende Thema erfahren wollen.
H1: Liebe und Bindung in der Paarbeziehung
H2: Warum Bindung nichts mit Liebe zu tun haben muss. Wechselwirkung von Liebe und Bindung.





