Wahre Intimität in der Beziehung

Fremd-bestätigte Intimität versus selbst-bestätigte Intimität

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Wahre Intimität in der Beziehung - Kommunikation in der Partnerschaft

Es herrscht allgemein Einigkeit darüber, dass Intimität ein fester Bestandteil in jeder Beziehung ist. Dabei hat Intimität zwei Seiten. Einerseits geben Sie Ihrem Partner etwas von sich preis, was viel Vertrauen voraussetzt. Allerdings bedeutet Intimität auch immer eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Wir sind oftmals bestrebt, in intimen Situationen nur die Seiten zu öffnen, die uns vertraut und angenehm sind. Echte Intimität kann nur dann entstehen, wenn wir auch die anderen Seiten zeigen.

Die zwischenmenschliche Dimension der Intimität in der Partnerschaft

Intimität erzeugt eine zwischenmenschliche Dimension zwischen den Partnern. Es erfolgt eine Reaktion des anderen, die dadurch entsteht, dass Sie etwas von sich preisgeben. Gleichzeitig haben Sie auch eigene Empfindungen, die genau dadurch entstehen. Wichtig ist, sich über beides auszutauschen – die Reaktion und die Empfindung, die diese auslöst. Der nachstehende Text ist angelehnt an die Aussage von David Schnarch. Die Psychologie sexueller Leidenschaft (Deutsch) gebundene Ausgabe – 23. September 2016.

Die zwei Arten der Intimität

Man unterscheidet wissenschaftlich zwei Arten von Intimität: die fremd-bestätigte und die selbst-bestätigte Intimität.

Fremdbestimmte Intimität

Die fremd-bestätigte Intimität erzeugt die Erwartung, der Partner würde auf das Öffnen mit Akzeptanz und Einfühlungsvermögen reagieren und sich daraufhin auch selbst öffnen.

Selbstbestimmte Intimität

Mit der selbst-bestätigten Intimität geht dagegen keinerlei Erwartung einher. Man öffnet sich, ohne dabei eine bestimmte Reaktion in die eine oder andere Richtung vom anderen zu erwarten. Die eigene Identität und das Selbstwertgefühl werden nicht davon abhängig gemacht, wie der Partner reagiert und wie er bestimmte Dinge bewertet, die ihm offengelegt werden.

Nicht jeder ist zu dieser Art der selbst-bestätigten Intimität fähig. Sie setzt eine große Portion Stärke und Selbstbewusstsein voraus sowie die Fähigkeit, unabhängig von den Erwartungen und Forderungen des anderen bei sich selbst zu bleiben. Selbst-bestätigte Intimität hängt sehr stark von der Beziehung zu sich selbst ab. Insbesondere in Krisen ist diese Form der Intimität überlebenswichtig für die Beziehung. Sie macht den einzelnen weniger angreifbar und ermöglicht es ihm, aus einer inneren Stärke heraus sich selbst zu reflektieren.

Intimität kann ein Ausdruck von Forderungen sein

Die oben beschriebene fremd-bestätigte Intimität ist daher eng verbunden mit einer konkreten Forderung.

„Ich öffne mich dir aber nur, wenn du dich mir auch öffnest. Und wenn ich mich öffne, dann erwarte ich, dass du auf die eine oder andere Weise reagierst. Du musst mir ein Gefühl der Sicherheit geben, damit ich dir vertrauen kann.“

Selbst-bestätigte Intimität ist dagegen etwas völlig anderes:

„Ich öffne mich, ohne zu erwarten, dass du meine Ansichten teilst. Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu bestätigen. Mein Wunsch ist es, dass du mich liebst. Dafür zeige ich dir meine Sicht der Dinge, frei von allen Erwartungen und Forderungen. Es ist mein Risiko, das ich selbstlos eingehe. Ich existiere unabhängig von dir.“  Diese Intimität wird allein von dem Wunsch gesteuert, dass der andere mich selbst so erkennt, wie ich bin. Nicht mehr und nicht weniger. Echte Intimität setzt voraus, dass man an sich selbst festhält.

Das Streben nach selbstbestimmter Intimität in langfristigen Partnerschaften

Die selbst-bestätigte Intimität ist damit die bessere Wahl für alle, die nach langfristigen Beziehungen streben. Sie stellt keine Forderungen auf und erzeugt keine Erwartungen. Die Intimität kann selbst dann erhalten bleiben, wenn Konflikte auftreten und der eine zum Beispiel mehr oder weniger Intimität möchte als der andere.

Machen Sie sich in Ihrer Partnerschaft unabhängig von der Bewertung und der Bestätigung eines anderen Menschen. Die selbst-bestätigte Intimität kann ein Rettungsanker in einer Krise werden, wenn jeder sich auf sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse besinnen kann.

Was versteht man allgemein unter Intimität in der Partnerschaft?

Intimität ist ein dehnbarer Begriff. Für die einen ist es eine Form der Wärme und der Innigkeit, andere verbinden damit eher eine sexuelle Komponente. Der gemeinsame Nenner ist in jedem Fall ein Gefühl der Verbundenheit, das erst in längeren Partnerschaften entsteht. Während eines One-Night-Stands gibt es keine Intimität, sondern sexuelle Leidenschaft zwischen den Menschen. Intimität – vordergründig die selbst-bestätigte Intimität – ist insbesondere in der Anfangszeit einer Partnerschaft immer ein Wagnis. Wer einem anderen Menschen zeigt, wie er ist, geht ein Risiko ein, bekommt aber auch die große Chance auf eine tiefe und innige Beziehung.

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Optimiert, K.Winkler, 15. April 2021