Selbstverantwortung in der Partnerschaft

Was das konkret für die Beziehung bedeutet

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Eine Beziehung hat für viele Menschen einen entscheidenden Vorteil: Es gibt jetzt jemanden im Leben, den man für das eigene Glück verantwortlich machen kann. Aber nicht nur für das Glück, sondern auch für den Frust, Enttäuschungen und geplatzte Träume. Das funktioniert auch andersherum, indem wir uns für das Glück und das Unglück des anderen verpflichten lassen. Die Beziehung wird dadurch vom einen oder vom anderen zunehmend als Bürde und als Belastung empfunden.

Große Beteuerungen: Du bist mein Lebensglück

Im Überschwang der Gefühle kommt es oftmals zu großen Worten. Der eine Partner offenbart dem anderen, dass sich mit der Partnerschaft all seine Wünsche erfüllt hätten und er oder sie jetzt nur noch für die Beziehung leben würde. Alles andere im Leben hätte an Bedeutung verloren.

Was vielleicht als eine große Liebesbekundung und Geschenk an den Partner oder die Partnerin gedacht war, ist in der Realität eine untragbare Belastung. Wer möchte schon für das gesamte Lebensglück eines anderen Menschen verantwortlich sein? Der Partner verkündet, von jetzt an kein eigenständiger Mensch mehr zu sein, sondern sich mit Leib und Seele an den anderen Menschen zu binden. Was macht dies aber mit dem Gegenüber? Er wird in seiner Bewegungsfreiheit beschnitten und dazu verpflichtet, einen anderen Menschen mit Haut und Haar mit sich herumtragen zu müssen. Wer nicht mehr eigenständig existieren kann, ist dauerhaft an einen anderen Menschen gekettet.

Der Irrtum vom Glück in der Partnerschaft

Oftmals fallen bei Singles Sätze wie „Jetzt brauche ich nur noch einen Partner, um dauerhaft glücklich zu sein.“ Hier liegt schon der größte Irrtum begraben. Beziehungen allein können einen Menschen nicht zu 100 % glücklich machen, sondern allenfalls zum Glück beitragen. Das Leben besteht aus mehr als nur aus einer Beziehung. Es gehören Freunde, der Beruf und Hobbys dazu, die alle ein Puzzleteil zum Lebensglück bilden.

Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich

Jeder Mensch ist für seine Gefühle selbst verantwortlich. Der Partner kann einem nicht ein Gefühl schenken. Gefühle sind keine Ware, die man aus dem Supermarktregal nimmt und mit nach Hause trägt. Partner können lediglich Gefühle auslösen, die vorher schon vorhanden waren. Selbstverantwortung bedeutet, die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und sie nicht jemand anderem aufzubürden. Eine gute Beziehung zu sich selbst ist die Voraussetzung dafür, auch unabhängig vom Partner existieren zu können. Sie stärkt die Unabhängigkeit und stärkt damit auch den Partner selbst.

Selbstverantwortung für die eigenen Gefühle

Das Thema der Selbstverantwortung dafür, wie es uns geht, zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. „Der Empfänger bestimmt selbst die Wertigkeit der Botschaft.“

Ein Beispiel

Sie haben einen Kurzurlaub am Strand gebucht. Es ist Sommer, und Sie freuen sich auf eine kleine Auszeit mit einem Buch, einem Cocktail in der Hand und der Sonne von oben. Dafür haben Sie extra Ihr Erspartes geopfert. Als Sie im Hotel ankommen, beginnt es zu regnen, und die Wetterprognose zeigt: Bis zum Ende des Urlaubs ist keine Besserung in Sicht.

An dieser Stelle trifft Ihre Erwartung „ein schöner Urlaub“ mit der Tatsache aufeinander, dass es regnet. Nun sind genau zwei Dinge möglich: Sie machen den Regen dafür verantwortlich, dass Sie keinen schönen Urlaub haben, dass das Geld weg ist, dass Sie schlecht gelaunt sind und am liebsten wieder nach Hause fahren würden. Gleichermaßen wäre es aber auch möglich zu erkennen, dass die Natur auch Regen braucht und dass Sie aus der Situation etwas Schönes machen können. Vielleicht treffen Sie in einem Museum einen interessanten Menschen oder sogar die Liebe Ihres Lebens?

Die Bewertung der Situation liegt immer bei Ihnen

Es liegt an Ihnen selbst, wie Sie eine Situation bewerten und was Sie daraus machen. Die Tatsache können Sie nicht verändern, aber Sie können selbst entscheiden, wie Sie sie erleben. Sie können im Hotelzimmer sitzen und trauernd die Tage verstreichen lassen. Oder Sie gehen raus und suchen eine schöne Alternative für Regentage.

Genauso ist es auch in Beziehungen. Wenn Ihr Partner diese oder jene Eigenschaft hat, dann können Sie sich darüber aufregen. Sie können auch versuchen, dagegen anzugehen und den Partner zu verändern. Das alles wird aber nur Frust auslösen, denn ebenso wenig wie ein Regentanz den Regen in Ihrem Urlaub vertreibt, werden Sie Ihren Partner verändern können.

Selbstverantwortung in der Partnerschaft statt Kritik am Partner

Sie werden durch Kritik und Vorwürfe Ihren Partner nicht ändern können, wenn er es selbst nicht will, wenn er nicht dazu motiviert ist. Sie haben 2 Möglichkeiten: es zu akzeptieren oder sich zu trennen. Sie machen aus einem Adler kein Huhn und aus einem Huhn keinen Adler. Wobei ich nicht Mensch mit Tier vergleichen will. Es geht hier einfach nur um die Unterschiedlichkeit. Seien Sie sicher: Auch mit 1000 Therapiestunden kann man aus einem Adler kein Huhn machen. Sie sollten einfach darauf achten, ob Sie in der richtigen Umgebung sind. Ein Adler gehört in die Lüfte und ein Huhn in einen umzäunten Stall. Ein Huhn fühlt sich in der Freiheit nicht wohl, und ein Adler fühlt sich im umzäunten Stall nicht wohl.

Fazit: Eigenverantwortung in der Paarbeziehung

Sie können sich in jede erdenkliche Emotion hineinsteigern, Wut entwickeln, eifersüchtig sein, Angst haben. Die Verantwortung für diese Gefühle trägt niemand anders als Sie selbst.Selbstverantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen, bedeutet nicht, keine Frustration und Enttäuschung zuzulassen. Ganz im Gegenteil haben auch diese ihren Platz, durch den Körper hindurchgehen zu dürfen, aber auch wieder verabschiedet zu werden. Verzichten Sie auf das Drama dahinter, machen Sie das Beste draus.