Die Wunderfrage in der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie

Wenn man sieht, wie man handeln könnte, ist die Versuchung groß, es tatsächlich zu tun

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Die Wunderfrage ist eine Methode der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie, die von Steve de Shazer in den 1970er-Jahren entwickelt wurde. Diese Art der Therapie ist durch eine radikale Hinwendung zur Lösung gekennzeichnet. Primär geht es darum, aus dem Problemzustand herauszukommen und einen Zielzustand zu erleben. Die Wunderfrage in der lösungsorientierten Kurzzeittherapie. 

Welches Ziel verfolgt die Wunderfrage in der Kurzzeittherapie?

Die Wunderfrage erzeugt zwei Effekte: Sie ist so unverbindlich, dass man Veränderungen fantasieren kann, ohne sich sogleich für deren Herstellung verantwortlich zu fühlen. Zweitens regt sie zur Lösung an.

„Wenn man sieht, wie man handeln könnte, ist die Versuchung groß, es tatsächlich zu tun. Die einmal geweckten Zukunftsbilder, die gesäten Ideen und die induzierten Hoffnungen werden dem Klienten helfen, sein Denken und Verhalten so zu ändern, dass es die gedachte Realität wird. Fantasien fördern den Wirklichkeitssinn, und Wirklichkeitssinn schafft Realität.“

Wie funktioniert die Wunderfrage? Ein Beispiel

Stellen Sie sich vor, heute Nacht würde ein Wunder in Ihrem Leben geschehen. Das Wunder besteht darin, dass Ihr Problem auf einen Schlag gelöst ist. Nachts schlafen Sie aber. Das heißt, Sie kriegen nicht mit, wodurch das Wunder geschieht - dass da eine Fee oder der Wundermann an Ihr Bett trat oder der Blitz einschlug. Aber eines steht fest: Das Wunder passiert!

Stellen Sie sich jetzt die folgende Frage:

"Woran merke ich, dass das Wunder geschehen und mein Problem gelöst ist?«

Achten Sie einfach darauf, was Ihnen alles einfällt:

  • Was würden Sie anders machen?
  • Wie würden Sie sich anders verhalten?
  • Was würden Sie anfangen?
  • Womit würden Sie aufhören?
  • Was würden Sie nicht mehr tun?

Wichtig dabei ist:

Es geht nicht um Gefühle wie »Ich würde mich besser fühlen«. Sondern es geht bei der Wunderfrage, darum, was Sie anders tun würden. Es geht um Ihr konkretes Verhalten.

Es geht auch nicht darum, was ein Anderer tun oder wie ein Anderer reagieren würde. Darauf haben Sie wenig Einfluss.
Bei der Wunderfrage geht es nur darum, was Sie tun würden und wo der Unterschied zu jetzt liegt. Was ist anders? Wodurch ist es anders?

Sinnvolle, weiterführende Fragen dazu sind auch: 

  • Woran würde Ihre Partner/in merken, dass das Wunder geschehen ist?
  • Woran würden es Ihre Mutter, Ihr Vater, Ihre Kinder, Ihre Freunde/Bekannte merken?
  • Woran würde es Ihr Chef merken? Woran Ihre Kollegen, Kunden etc.?

Das »Wunder« der Wunderfrage in der lösungsorientierten Kurzzeittherapie besteht darin, dass es Sie in Kontakt bringt mit Ihren Wünschen, Ihren Bedürfnissen. Dass es Ihnen helfen kann, einzugestehen, was Sie wollen - und was Sie nicht mehr wollen. Probieren Sie es doch mal aus.

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