Warum die Gesellschaft eine Tugend daraus macht
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Ein wirklich guter Mensch hat auch treu zu sein. Aber ein wirklich liebender ist nur sich und der Liebe treu, denn es ist für ihn wichtiger zu lieben, als seine Liebe ausschließlich auf einen Menschen zu konzentrieren. Wenn es so ist, umso besser! Doch wenn es nicht so ist, dann ist das eben die Wirklichkeit — und alles andere wäre Lüge und Heuchelei. Das, was wir als Treue in der Partnerschaft bezeichnen, ist bei genauer Betrachtung nur ein Vorurteil, eine Scheintugend, die von ängstlichen und unsicheren Menschen gewünscht wird. In der Wirklichkeit hat die lebenslange Treue zu nur einem Menschen aber nur wenig Platz. Treue in der Partnerschaft als gesellschaftliche Tugend.
Warum Treue oft nur ein Wunschdenken in Partnerschaften ist
Ein liebes fähiger Mensch kann nicht verstehen, warum er, wenn er einen Menschen liebt, nicht gleichzeitig auch einen anderen lieben dürfen, sollte. Wir fänden es auch krankhaft, wenn jemand in seinem Garten nur eine einzige Blume lieben könnte und ihr die Treue hielte und die anderen keines Blickes würdigen würde. Bei der Liebe gilt Treue aber nicht als krankhaft, sondern als erstrebenswerte Tugend. So wird es dargestellt und von Millionen Menschen geglaubt und erhofft. Gott sei Dank ist das Leben vernünftiger und es kommt dann doch ganz anders.
Treue in der Wirklichkeit des Lebens
Viele Menschen sind leider bereit, lieber aneinander krank zu werden, als sich der Wirklichkeit des Lebens zu stellen. Wenn jemand den Mut hat, dies auszusprechen, muss er mit Ablehnung und Aggressionen rechnen. Wer die Fackel der Wahrheit durch die Menge trägt, kann es nicht vermeiden, dass er dabei dem einen oder anderen den Bart versengt.
Der Sinn einer Partnerschaft besteht nicht in unumstößlicher Treue
Der Sinn einer Partnerschaft ist daher nicht die Treue, die Planung, Fixierung aufeinander und Zuverlässigkeit, sondern allein das gemeinsame Erleben der Liebe. Die kann man nicht planen und festhalten. Sie ist ein Geschenk, das geschehen kann, wenn wir offen, wach und aufmerksam sind. Wer das Geschenk der wahren Liebe annehmen will, muss sich lösen von dem traditionellen Denken von Treue und Besitz.
Liebe und Treue dürfen keine Forderungen in Liebesbeziehungen sein
Liebe kann man nicht fordern oder anmahnen. Sie geschieht oder eben nicht. Liebe richtet sich nicht nach unseren Erwartungen und Bedürfnissen, unseren Hoffnungen und unseren Wünschen. Liebe ist ein Geschenk des Lebens, sie ist nicht abhängig davon, ob ich wieder geliebt werde. Ich kann auch einen Sonnenuntergang lieben, ohne zu wünschen, dass er mich auch liebt. Ich trete in eine Beziehung, ohne et was zu erwarten oder gar zu verlangen. Könnten wir einen Menschen nicht ebenso unproblematisch lieben wie den Sonnenuntergang?
Das Märchen vom einen, einzigen Menschen in unserem Leben
Ein anderes Märchen ist, zu glauben, dass die Liebe sich für einen einzigen Menschen entscheidet und dann bei diesem Menschen für immer bleibt. Die einzige, große, wahre Liebe, von der so viele träumen. Liebe aber ereignet sich täglich, ja in jedem Augenblick neu. Aufgrund der Offenheit und seelischen Lebendigkeit kann sie in jedem Augenblick auch gegenüber einem neuen Menschen erwachen, auch wenn das vielleicht gegen unsere Vorstellung, und Moral verstößt. Das Leben ist eben lebendig und kümmert sich nicht um solche unwirklichen Projekte.
Wenn sich die Liebe von einem Partner abwendet und einem anderen zuwendet, dann ist das ein Ausdruck der Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit und nicht der Lasterhaftigkeit. Liebe ist kein statischer Vorgang, der, einmal geschehen, konserviert werden kann. Liebe will sich einfach nur ausdrücken, schenkt Zärtlichkeit und Zuwendung, will einfach nur geben — darin bestellt ihr besonderer Reiz und das Glück. Wir sollten aus ihr kein Geschäft machen, das stets nach der Gegenleistung fragt.
Treue in der Partnerschaft: Nur mir selbst gegenüber möglich
Was bedeuten die vorausgegangenen Erkenntnisse nun für meine Partnerschaften? Wenn ich einen Treueschwur ablege, dann vergewaltige ich meine Zukunft und auch mich selbst. Der Preis dafür ist der Verlust der Lebendigkeit und der Individualität. Ein hoher Preis für eine Idee, die ohnehin nicht mit der Wirklichkeit des Lebens zu vereinen ist. Zudem unterliegen Gefühle nicht dem menschlichen Willen. Gefühle geschehen. So auch die Liebe. Sie können jemanden versprechen, immer für ihn da zu sein, immer an der Seite zu sein. Sie können jemanden versprechen mit ihm durch dick und dünn zugehen. Aber Sie können niemanden versprechen, ihn immer zu lieben. Liebe kann kommen, Liebe kann gehen.
Liebe und Treue als Kinder der Freiheit
Liebe entsteht in Freiheit und kann nur in Freiheit leben. Liebe ist ein Kind der Freiheit
Sobald die Freiheit angetastet wird, beginnt die Liebe zu schwinden.
Auch hier gilt – Seien Sie ehrlich zu sich und Ihrem Partner. Teilen Sie sich mit und reden Sie mit Ihrem Partner über ihre Gefühle. Seien Sie dabei einfach grundehrlich zu sich selbst und zu dem Partner. Die Ehrlichkeit beginnt bei sich selbst und so ist auch Treue in der Partnerschaft nur ein Ausdruck der Treue zu sich selbst.