Verbundenheit in der Liebe

Mit sich und dem Partner verbunden sein in einer Beziehung

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Beziehungen werden meistens mit dem tiefen Wunsch eingegangen, dass zwei Menschen irgendwann in tiefer Verbundenheit zueinander stehen. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Verbundenheit definitionsgemäß

Als Verbundenheit wird in der Kommunikation das Gefühl bezeichnet, einer anderen Person oder einer Personengruppe zugehörig zu sein und in einer gegenseitig vertrauensvollen Beziehung zu stehen. Nach Friedemann Schulz von Thun ist die Verbundenheit eines der vier seelischen Grundbedürfnisse [1] – neben dem Empfinden von Eigenwert, einem ausreichenden Grad an Freiheit und dem Bedürfnis, geliebt zu sein.

Ohne Zweifel gehören Distanz und Nähe in eine erfüllende Beziehung. Jeder sollte seine Ich-Zeit haben und der Partner sollte es ihm gönnen. Beachten Sie hier das Kapitel „Die 3 Wege in der Beziehung“. Die zentrale Frage dabei lautet: Welche Distanz oder Nähe ist gut und wie viel Verbundenheit wird in der Beziehung als wohltuend empfunden? Die Antwort lautet: Es kommt auf die Beziehung an. Die Beziehung gibt Ihnen die Antwort, was der Beziehung guttut.

Dauer-Distanz darf nicht zur Gewohnheit werden

Wenn mich ein Paar danach fragt, wie viel Distanz einer Beziehung guttut, dann lautet meine Antwort: Sie darf nicht zur Gewohnheit werden. Distanz ist dabei ein weiter Begriff. Ein Paar kann eine glückliche Fernbeziehung führen, wenn es gegenseitiges Interesse zeigt und dadurch Nähe erzeugt. Wer ehrliches Interesse daran hat, wie es dem anderen geht, erzeugt automatisch Nähe. Diese besteht auch ohne körperliche Begegnung. Wer sich dagegen täglich sieht, aber buchstäblich aneinander vorbeilebt, vergrößert den Abstand zwischen sich. Entfremdung ist ein Prozess, der in vielen Partnerschaften erst dann bemerkt wird, wenn es zu spät ist. Erst werden die gemeinsamen Aktivitäten und Zärtlichkeiten seltener, dann wird sich am Abend kaum noch darüber ausgetauscht, was den oder die Partner/in so bewegt.

Verbundenheit in der Partnerschaft ist Verbundenheit mit sich selbst

Verbundenheit in einer Partnerschaft bedeutet in erster Linie, Verbundenheit mit sich selbst. Man muss bei sich sein und Gefühle zulassen, ohne sich dafür zu verurteilen. So ist es ganz und gar in Ordnung, manchmal wütend zu sein, sich zu streiten oder mal drei Tage für sich zu brauchen. Indem Sie alle Gefühle zulassen, werden Sie sich auch klarer darüber, welche Erwartungen Sie an eine Partnerschaft stellen.

Neben der Verbundenheit mit sich selbst gibt es die Verbundenheit mit dem Partner. Ihm sollten die eigenen Gefühle mitgeteilt werden – die Erwartungen ebenso wie die Enttäuschungen. Dabei sollten Sie immer bedenken, dass Ihr Gegenüber die Enttäuschung nur auslöst, sie aber nicht personifiziert. Eine Enttäuschung entsteht allein dadurch, dass SIE selbst andere Erwartungen hatten, die eben nicht erfüllt wurden oder erfüllt werden konnten. Das ist ein wichtiger Schritt der Selbsterkenntnis.

Ein Beispiel aus meiner Paarberatung

Ich erlebe immer wieder, wie wichtig es ist, in einer Partnerschaft die richtigen Worte zu finden. Ein Klient-paar – Reinhard und Elisabeth – lebte seit 30 Jahren in einer Partnerschaft. Er hatte die Angewohnheit, sie zu berichtigen. Wenn sie etwas sagte und dabei ein Wort nicht richtig aussprach oder anderweitig seiner Meinung nach einen Fehler machte, korrigierte er sie. Das passierte vor allem dann, wenn sie in Gesellschaft waren. Elisabeth machte das rasend, und sie warf ihm zunehmend häufig den Satz „Ich hasse Dich“ an den Kopf. Das wiederum kränkte Reinhard, und er empfand es als verletzend und übertrieben, so auf sein Verhalten zu reagieren.

Während der Sitzungen kamen wir darauf, dass die richtige Formulierung für Elisabeths Empfinden eigentlich die ist: „Ich hasse das, was Du tust.“ Allein diese Umformulierung eröffnet für Reinhard ganz neue Handlungsmöglichkeiten. Nicht er selbst wird gehasst, sondern das, was er tut – und daran kann er etwas ändern. Wir verblieben am Ende so, dass Reinhard sich in Zukunft darum bemüht, sein verletzendes Verhalten zu unterlassen und Elisabeth für ihre Gefühle die richtige Ausdrucksweise findet.

Gegenseitiger Austausch stärkt die Verbundenheit in einer Beziehung

Der gegenseitige Austausch über Wünsche, Erwartungen und Gefühle sind in einer Beziehung existenziell, da er die Verbundenheit stärkt. Das gilt für die guten und für die schlechten Tage in der Partnerschaft, im Urlaub wie im stressigen Alltag. Nehmen Sie sich Zeit zu sprechen, und zwar nicht nur darüber, wie der Tag gelaufen ist oder ob die Hausaufgaben der Kinder bereits kontrolliert worden sind. Zeit für ein paar nette Worte oder eine Umarmung ist immer da.


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Verbundenheit - zuletzt gelesen am 20.11.2020