Der moderne Begriff der Männlichkeit

Wann ist der Mann ein Mann?

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Vor über 25 Jahren stellte Herbert Grönemeyer diese interessante Frage auch musikalisch – aber gibt es tatsächlich eine befriedigende Antwort darauf? Was macht ihn denn aus, den Mann? Hier eine einheitliche und vorgegebene Antwort zu definieren, wäre fatal. Das angeblich männliche Verhalten unterliegt noch immer Klischees, unter denen vorangegangene Generationen ebenso zu leiden hatten, wie es aktuelle Vertreter des männlichen Geschlechts tun.

Der moderne Begriff der Männlichkeit

Männlichkeit: Über die Angst davor, ein Weichei zu sein

Viele Männer kennen eine tief sitzende Angst, als „Weichei“ zu gelten, sobald sie Gefühle zeigen.
Noch immer kennzeichnen evolutionäre Aspekte das männliche Dasein – er gilt als Drachentöter, Kämpfer, Jäger, Sieger und Versorger. Längst jedoch sind die ehemaligen Prinzessinnen erwacht, stehen ihre Frau, suchen eine Beziehung auf emotionaler Augenhöhe mit gleichberechtigtem Austausch.

Wo also fängt Weichei an und hört Macho auf?

Manchmal glauben Männer berechtigterweise, sie könnten es niemandem recht machen – einerseits sollen sie stark und erfolgreich sein, heldenhaft beschützen, den Kavalier präsentieren, und alles im Griff haben – andererseits wird Einfühlungsvermögen, Romantik und liebevoll emotionale Zuwendung erwartet.

Hierbei haben sie zahlreiche Rollen zu erfüllen: Partner, Geschäftsmann, Bruder, Vater, Sohn und bester Kumpel.
Höflichkeit und Rücksichtnahme wird stets erwartet – speziell dem vermeintlich „schwachen“ Geschlecht gegenüber.
Die Veränderung im Kontakt zwischen Männern und Frauen verheißt auf den ersten Blick vielversprechende Möglichkeiten – die Frauenwelt gewinnt an Stärke, Selbstverwirklichung und Durchsetzungsvermögen, Männer entdecken Themen, wie Harmonie, Emotionalität und Einfühlungsvermögen für sich.

Typisch männlich vs. typisch weiblich

Diese Annäherung von typisch männlichen und weiblichen Eigenschaften bei beiden Geschlechtern bewirkt jedoch gleichermaßen eine wachsende Verunsicherung – wer ist nun wer und was ist was? Wo also bleibt bei all diesem Spagat das eigene Ich als Mann?

Wie gestaltet sich die Möglichkeit, eigene Bedürfnisse in den Fokus zu stellen, Angst vor Misserfolg oder Versagen zu formulieren und sich selbst als Individuum mit allen Stärken und Unzulänglichkeiten zu akzeptieren?
Erwartungshaltungen, beruflicher Leistungsdruck, ein „ cooler Typ“ sein, den Versorger spielen und alles im Griff haben, aber gleichermaßen gefühlvoll und romantisch sein – es ist schon wirklich stressig, ein Mann zu sein, oder?

Unter Männern: Was bedeutet Männlichkeit heute?

Viele Männer vermissen mittlerweile die Möglichkeit, sich offen und ehrlich mitzuteilen. Oft fällt es leichter, das Innenleben in einer reinen Männer-Runde zu offenbaren und Lösungsansätze zu diskutieren.

Direkt und authentisch unter Männern über persönliche Belange zu sprechen, sollte Männer motivieren, sich mehr Raum schaffen, um unter „Gleichgesinnten“ einen ehrlichen Austausch zu finden – Frauen machen uns dies erfolgreich vor, indem sie sich regelmäßig mit „ihren Mädels“ zum Klön-Abend treffen!

Hierbei können zum Beispiel folgende Fragestellungen erörtert werden:

  • Muss ich immer und überall der starke Versorger sein?
  • Wie wichtig ist mir beruflicher Erfolg wirklich?
  • Darf ich Gefühle zeigen, ohne gleich als „Softie“ abgestempelt zu werden?
  • Wie kann ich mit Konflikten umgehen?
  • Welches Männerbild wurde mir durch mein Elternhaus vermittelt und – will ich genauso sein?
  • Wie werde ich den Rollen als Partner, Vater, Sohn, Bruder und Berufsmensch gerecht?
  • Wie erreiche ich eine harmonische Balance zwischen Arbeit und Privatleben?
  • Wie gehe ich mit meinem Körper und meiner Gesundheit bezüglich Sport, Ernährung, Eitelkeit, Suchtverhalten um?
  • Wie werde ich den Wünschen meiner Partnerin gerecht, ohne mich als Mann zu verlieren?
  • Was bedeutet lustvolle Sexualität für mich ganz individuell?

Allein das bewusste Auseinandersetzen mit diesen oder ähnlichen Fragen und Themen stößt bereits einen inneren Prozess an. Bislang unbewusste oder verdrängte Bedürfnisse können so an die Oberfläche gelangen und erste Veränderungen bewirken.

Kindliche Prägungen: Was bedeutet es, ein Mann zu sein?

Wir alle sind durch Elternhaus, kulturelle und gesellschaftliche Erwartungen, wie auch  Leistungsdruck geprägt – es wird Zeit, sich selbst zu finden und zu definieren!