Der Narzissmus - Eigenliebe ist ein mit Wind gefüllter Ballon

Sich selbst zu lieben, ist zunächst nichts Falsches.

Sich selbst zu lieben, ist zunächst nichts Falsches. Narzissmus hingegen beschreibt ein krankhaftes Verhalten, eine übertriebene Selbstbezogenheit, in der es für andere Menschen keinen Platz mehr gibt. Er ist kein Egoist, sondern ein Egozentriker, der auf Kosten anderer lebt. Narzisstische Menschen gieren danach, bewundert zu werden, wollen aber selbst nicht bewundern. Ihnen mangelt es an Einfühlungsvermögen. Es gibt keine gesunde Balance mehr zwischen der Eigenwahrnehmung und der Wertschätzung durch andere Menschen.

Man unterscheidet zwischen einem gesunden und einem ungesunden Narzissmus. Gesund ist diese Selbstliebe dann, wenn man sich selbst mit seinen Bedürfnissen spürt. Man hat eine gesunde Balance aus Selbstachtung und Selbstbewusstsein gefunden und ist in der Lage, sich auch in realistischer Weise anderen Menschen zuzuwenden. Auch Rückschläge und Enttäuschungen können einem gesunden Narzissmus nichts anhaben. Gesunder Narzissmus bedeutet auch, dass man nach Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung strebt. Das ist normal und zutiefst menschlich. Ein ungesunder, krankmachender Narzissmus zeichnet sich dadurch aus, dass diese Menschen sich fast ausschließlich sich selbst zuwenden. Sie nehmen lieber, als dass sie geben, sie schauen nicht auf andere, sie lieben nur, um auch selbst geliebt zu werden. Ein solcher Narzissmus kann eine Beziehung zum Scheitern bringen und bringt diese auch meist zum Scheitern, aber sicher in Leid und Elend.

„Ich weiß nicht immer, wovon ich rede, aber ich weiß, dass ich recht habe!“ (Muhammad Ali)

„Eigenliebe ist ein mit Wind gefüllter Ballon, woraus Stürme hervorbrechen, wenn man hineinsticht.“ (Voltaire)

„Es stimmt zwar, dass selbstsüchtige Menschen unfähig sind, andere zu lieben, aber sie sind auch nicht fähig, sich selbst zu lieben.“ (Erich Fromm)

Wir ziehen ein Fazit: Jeder Mensch hat narzisstische Züge. Wir brauchen sie zum Überleben. Wenn dieser Narzissmus aber krankhafte Züge annimmt, wird er zerstörerisch. Zugrunde liegt immer ein gestörtes Selbstwertgefühl. Aus Minderwertigkeitsgefühlen und Versagensängsten heraus resultieren erhöhte Selbstbildnisse. Man macht sich selbst liebenswert, um genügend Wert zu besitzen, geliebt zu werden.

Es gibt ein breites Spektrum zwischen gesund und ungesund, zwischen Schwarz und Weiß. Manchmal sind wir nicht immer narzisstisch, sondern reagieren nur situationsbedingt mit übertriebener Selbstliebe. Manchmal leiden Menschen an einer krankhaften Störung oder sind wirklich boshaft narzisstisch. Nach außen hin fallen narzisstische Menschen immer auf. Ihre übertriebene Wahrnehmung der eigenen Grandiosität nimmt schnell skurrile Züge an. Auch ‒ und vor allem ‒ in einer Beziehung.

Diese Menschen suchen nun in übertriebener Weise nach Anerkennung. Den Mangel an Selbstvertrauen kompensiert man im Erwachsenenleben dadurch, dass man sich selbst in extremer Weise überhöht. Es ist ein Teufelskreis, denn der krankhaft narzisstische Mensch dringt niemals zum eigentlichen Problem vor, da er es selbst nicht erkennt.