Was ist eigentlich eine Partnerschaft?

An welche Voraussetzungen sind Partnerschaften geknüpft

Den Begriff der Partnerschaft nehmen wir ganz selbstverständlich in den Mund, wenn wir über zwischenmenschliche Beziehungen sprechen. Was bedeutet es aber, eine Partnerschaft zu führen und was hat die Begriffsdefinition mit dem gelebten Beziehungsalltag noch gemeinsam? Fragen, auf die ich im nachfolgenden Text eine Antwort geben möchte. 

Über die Wortherkunft der „Partnerschaft“

Schlägt man das Wort „Partnerschaft“ in einem etymologischen Wörterbuch nach, dann kommt man schnell auf seine lateinische Herkunft. Es bedeutet so viel wie „Ein Teil sein“. Setzt man hier bereits mit einer kritischen Reflexion ein, dann suggeriert der Begriff, dass eine Partnerschaft als Ganzes betrachtet wird, von dem wir nur ein Teil sind. Wir nehmen an etwas teil, können es aber nie ganz ausfüllen. 

Eine Partnerschaft kann niemand für sich allein führen. Vielmehr ist sie an verschiedene Voraussetzungen geknüpft. 

Das Vorhandensein von Selbstliebe 

Nur wer sich selbst lieben kann, kann auch einen anderen Menschen lieben. Wenn ein Mensch sich selbst nicht annehmen kann oder sich selbst gegenüber Ablehnung spürt, der kann auch keinen anderen Menschen lieben. 

Das Gefühl der Freiheit

Enge ist eines der größten Angriffe auf die Partnerschaft. Nur wenn sich die Beziehungspartner gegenseitig die Freiheit lassen, sich selbst zu entfalten, kann eine Partnerschaft auch wachsen. Jeder muss weiterhin die Möglichkeit haben, seine Freunde zu treffen oder mal allein in den Urlaub zu fahren. 

Die Sicherheit durch Vertrauen

Vertrauen wird oftmals als Erstes genannt, wenn nach den Grundpfeilern einer Beziehung gefragt wird. Und trotzdem ist genau das oftmals der kritische Punkt. Wo gehst du hin und findest du deine neue Kollegin attraktiver als mich? Wenn eine Beziehung auf Misstrauen aufbaut, dann ist sie schon zum Scheitern verurteilt. 

Woran die Partnersuche oftmals scheitert

„Ich finde ja doch nicht den richtigen Partner.“ Unfreiwillige Langzeit-Singles legen irgendwann schon automatisch die Haltung an den Tag, dass eine Partnersuche bei ihnen wohl nicht von Erfolg gekrönt wird. Man nennt dies auch die „selbsterfüllende Prophezeiung“. Erwartungen haben viel mehr Einfluss auf uns, als wir glauben. Das lässt den Rückschluss zu, dass Sie den Erfolg der Partnersuche positiv beeinflussen können, indem Sie etwas an dieser Haltung tun. Zum einen sollte ein fehlender Partner im Leben nicht als Mangel oder Defizit gesehen werden. Sie sind nicht nur ein Teil vom Ganzen, weil Ihnen der Partner fehlt. Die verzweifelte Suche nach einem Beziehungspartner führt oft zur Herabsetzung des eigenen Selbstwertgefühls. Man blockiert sich selbst und damit auch die Aussicht, irgendwann wieder eine glückliche Partnerschaft eingehen zu können. 

Wie kann Beziehung zur Sucht werden?

Eine sogenannte Beziehungssucht entsteht immer dann, wenn das Selbstwertgefühl an das Vorhandensein eines Partners gekoppelt ist. Betroffene gehen schon mit der Einstellung durchs Leben, dass sie nur zu zweit ein erfülltes Leben führen können. Ein Mangel an Selbstliebe löst den verzweifelten Versuch aus, immer einen Partner zu haben, was wiederum auch die Gefahr steigert, „immer an den Falschen“ zu geraten. Beziehungssucht wirkt sich immer destruktiv aus und führt uns noch immer nicht zu der Antwort auf die Frage, was Partnerschaft eigentlich ist und welchen Sinn sie erfüllen soll. 

Was ist der Sinn einer Partnerschaft?

Die Antwort auf diese Frage liegt weit zurück in unsere Kindheit. Dort machen wir die Erfahrung, dass unsere Eltern Erwartungen an uns stellen. Von einfachen Dingen wie dem Aufräumen des Zimmers bis zu einem guten Schulabschluss werden diese Erwartungen unterschiedlich hochgesteckt. Damit Kinder diese Erwartungen erfüllen können, spalten sie Teile von sich ab, die im Unterbewusstsein darauf warten, wieder hervorgeholt zu werden. 

Auf der Suche nach einem Partner entdecken wir diese abgespaltenen Anteile dann plötzlich in einem anderen Menschen wider. Auch die Geschlechterrollen spielen dabei eine wichtige Rolle. Was den Jungs früher verboten wurde, reizt und erotisiert sie im Erwachsenenleben – bei Mädchen ist es natürlich dasselbe. 

Verantwortung für sich selbst übernehmen

Man könnte nun meinen, die vorausgegangenen Überlegungen schaffen die beste Basis für eine glückliche Partnerschaft. Gleichzeitig ist da aber auch ein Wundschmerz entstanden, mit dem Sie verantwortungsvoll umgehen müssen. Wichtig ist, die Verantwortung für diesen Schmerz nicht beiseitezuschieben, sondern darin selbst eine Chance für Heilung und Wachstum zu sehen. 

Der Partner zeigt seinem Gegenüber einen Spiegel vor, der ungefiltert alle unreifen und kindlichen Verhaltensweisen vorführt. Genau dieses Bild müssen Sie für sich annehmen, und zwar ohne Schuldzuweisungen. 

Ein kurzes Gedankenexperiment dazu

Die vorausgegangenen Überlegungen wirken sehr theoretisch. Vielleicht hilft Ihnen an dieser Stelle ein kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vorausgegangene Verletzungen und Erwartungen als Loch in Ihrem Inneren vor. Sie versuchen nun, von außen ganz viel Füllmaterial zu finden, um dieses Loch zu stopfen. Das führt Sie in eine Abhängigkeit, denn nur wenn Ihnen jemand genug Material gibt, kann das Loch gestopft werden. Versuchen Sie also lieber, das Material in sich selbst zu finden – zum Beispiel durch Selbstliebe. Auf diese Weise werden Abhängigkeiten durchbrochen und die besten Voraussetzungen für eine unabhängige Partnerschaft getroffen. 

Was bedeutet denn nun Partnerschaft?

Partnerschaft bedeutet in erster Linie, den Blick nicht auf einen anderen, sondern auf sich selbst zu lenken. Wenn Sie in einer Beziehung unglücklich sind, dann ist nicht der Partner schuld, sondern allein Ihre falschen Erwartungen an eine Partnerschaft. Es lohnt sich, in allen Beziehungsfragen immer zuerst auf sich selbst zu schauen. Sie werden niemals einen anderen Menschen verändern können. Wenn Sie also eine Veränderung auf den Weg bringen wollen, dann beginnen Sie damit bei sich selbst.