Schuld - Entschuldigung in der Partnerschaft

Auf leere Worthülsen verzichten

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Eine Entschuldigung ist im ureigentlichen Wortsinn eine Ent-Schuld-igung, eine Form von Vergebung, die zu den Umgangsformen gehört. Mit der Bitte um Entschuldigung gesteht jemand ein, dass eine Handlung, Duldung oder Unterlassung von ihm ein Fehler war. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist eine Entschuldigung allerdings eher eine Bitte oder eine Floskel. Ein besserer Ausdruck wäre wohl „Es tut mir leid“. Fakt ist: Sich richtig entschuldigen zu können, ist ein großer Gewinn in jeder Partnerschaft.

Was setzt eine Schuld voraus?

Im deutschen Strafrecht ist Schuld neben den subjektiven und objektiven Merkmalen des Straftatbestandes und der Rechtswidrigkeit die dritte Voraussetzung zur Überprüfung der Strafbarkeit von Täterverhalten. Anders gesagt, zur Schuld gehört Wissen und Wollen also Vorsatz zu einer Straftat oder ein grob fahrlässiges Verhalten. Was sind Beispiele für eine Schuld? Wenn ein Erwachsener einen anderen Menschen ermordet oder ein Kind missbraucht oder wenn ein erwachsener Mensch einen anderen Menschen bewusst erniedrigt oder schädigt. Wenn Sie keine Schuld haben, dann haben Sie Verantwortung. Eine Verantwortung, was Sie tun oder nicht tun.

Schuld in Abgrenzung zur Verantwortung

Verantwortung meint die Bereitschaft, freiwillig für etwas einzustehen. Wer zur Verantwortung herangezogen wird, ist nicht automatisch verantwortungsbewusst. Nicht alles, was schiefgeht, beruht auf schuldhaftem Verhalten. Ohne Vorsatz, Wissen und Wollen und/oder grobe Fahrlässigkeit kann es keine Schuld geben.

Was ist der Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung? Es geht auch darum, dass der Begriff „fühlen“ in dem Zusammenhang nicht korrekt ist. Ich kann mich nicht schuldig oder verantwortlich fühlen. Ich kann allenfalls denken, dass ich eines von beiden bin. Daraus entstehen dann möglicherweise Gefühle: Ich kann traurig sein oder mich ärgern. Oder mich schämen. Zuerst gibt es einen Gedanken, dann resultiert daraus ein Gefühl. Daraus wiederum ergibt sich die Art und Weise meines folgenden Verhaltens oder Handelns.

Verantwortung ist nach vorne gewandt, schuld nach hinten. Schuld ist derjenige, der in der Vergangenheit etwas bewusst, also mit Wissen, Wollen und damit mit Vorsatz getan hat, was einem anderen Menschen schadet.

Verletzungen sind Teil jeder gesunden Partnerschaft

In längeren Partnerschaften kommt es zwangsläufig vor, dass sich das Gegenüber get, verletzt oder sogar beleidigt fühlt. Es entstehen Situationen, wo der, der gekränkt, verletzt oder beleidigt wird, eine Entschuldigung fordert.". Die Worte „ich entschuldige mich bei dir“ sind bei näherer Betrachtung aber nicht stimmig und richtig, denn niemand kann sich selbst bei jemandem für ein schlechtes Verhalten entschuldigen. Man kann lediglich darum bitten, dass der andere einem dieses Verhalten nachsieht. Eine Bitte um Verzeihung ist schon etwas Fragwürdiges. Wer sich in die Position des Verzeihenden setzt, erhöht sich. Der um Verzeihung bittet, erniedrigt sich.

Wann sind Entschuldigungen überhaupt sinnvoll?

In meinen Beratungen mit Klienten höre ich oft den Satz: „Ich möchte, dass du dich bei mir für x und y entschuldigst.“ Aber wann ist so eine Entschuldigung überhaupt sinnvoll? Aus meiner Sicht nur dann, wenn beide Partner sich über den Schuldigen einig sind; wenn der eine zu 100 % schuldig und der andere zu 100 % unschuldig ist. Allerdings kommt dies in der Praxis so gut wie nie vor, denn meistens geht einer Verletzung eine andere Verletzung voraus. Einem bösen Wort folgt eine böse Tat – wer ist nun schuld? Der, der das böse Wort gesprochen oder der, der die schlechte Tat vollbracht hat?  

Um Verzeihung bitten als Alternative zur Entschuldigung

Besser als um Entschuldigung oder Verzeihung zu bitten, ist es aus meiner Sicht, „es tut mir aufrichtig leid“ zu sagen. Natürlich nur dann, wenn dies auch aufrichtig gemeint ist. Sie können zum Ausdruck bringen, dass Sie erkannt haben, dass Ihr Verhalten Leid in Ihrem Partner ausgelöst hat und Sie jetzt mit ihm mitleiden. Sie zeigen damit Verbundenheit, und genau das wird Ihrem Partner auch guttun.

Aus meiner Beratungspraxis: Nicht ernst gemeinte Entschudligungen

Leider erlebe ich es in meinen Beratungen aber auch häufig, dass Schuldbekundungen nicht ernst gemeint sind. Es handelt sich um leere Worthülsen, um die Beratungsstunde zu einem positiven Abschluss zu bringen oder endlich wieder in das gewohnte Leben übergehen zu können. Wem etwas nicht ehrlich leidtut, der sollte dies auch nicht aussprechen, nur damit alles wieder gut wird. Dies ist ein Akt der Selbstentwertung, die Ihnen am Ende eher Verachtung als Anerkennung bringt.

Fazit: Richtig entschuldigen will gelernt sein

Fehler sind menschlich. Sie passieren einfach so. Wir kommen nicht an der Tatsache vorbei, dass dort, wo Menschen agieren, Fehler gemacht werden. Fehler sind verzeihlich, solange der, der sie begeht, verantwortlich gehandelt hat. Wo vor der Verantwortung nicht gekniffen wird, wo aus Fehlern gelernt wird, sind sie und das Bekenntnis zu ihnen nützlich. Schuld ist oft gar nicht vorhanden, also auch eine Entschuldigung nicht angebracht.