Historische Liebeskonzepte sind von Bedeutung und bisherige Annahmen
»Weißt du, was man später am meisten bereut – es nicht versucht zu haben.«
(Zitat aus dem Film »Die Farbe des Horizonts«)
In vielen Langzeitpartnerschaften ist ein Rückgang des sexuellen Interesses ein weitverbreitetes Phänomen. Die Frage, ob eine sexuelle Nebenbeziehung eine mögliche Lösung sein kann, wird in der Paartherapie zunehmend diskutiert. Während viele Partner diese Möglichkeit bereits in Betracht ziehen, hinkt die Therapie in diesem Bereich noch hinterher.
Bisherige Annahmen
Es wurde lange Zeit angenommen, dass mangelhaftes partnerschaftliches Verhalten die Leidenschaft in einer Beziehung beeinträchtigt. Daher lag der Fokus darauf, die Partnerschaft zu verbessern, in der Hoffnung, dass sich dadurch auch der Sex wieder entfalten würde. Allerdings zeigt sich, dass dieses Vorgehen nur in Fällen von tatsächlich schlechten Partnerschaften Erfolg verspricht. Selbst neuere Ansätze, die die Leidenschaft aus sexuellen Differenzen speisen wollen, sind nur dann erfolgreich, wenn die Partner buchstäblich Gemeinsamkeiten in ihren Differenzen finden können.
Neuerdings äußern sich einige Therapeuten, so wie David Schnarch, mit Aussagen wie „Zu wenig Sex durch zu gute Partnerschaft“. Es scheint, als ob sich langsam ein Umdenken in der Sichtweise abzeichnet, das den realen Gegebenheiten besser gerecht wird. Es wird zunehmend anerkannt, dass eine Harmonisierung der Partnerschaft auf Kosten der Leidenschaft gehen kann und es wird deutlicher, dass Liebe und Leidenschaft nicht so eng miteinander verknüpft sind, wie bisher angenommen wurde. Das ist wichtig zu betonen, dass eine sexuelle Nebenbeziehung nicht für jedes Paar geeignet ist und nur in bestimmten Fällen als mögliche Option in Betracht gezogen werden sollte! Vor allem Paare, die eine solide Lebenspartnerschaft aufgebaut haben und diese nicht aufgeben wollen, könnten von dieser Möglichkeit profitieren.
Insgesamt zeigt sich, dass die Beziehungsdynamik von Liebe und Leidenschaft komplexer ist, als es lange Zeit angenommen wurde. Die Anerkennung dieser Komplexität kann dazu beitragen, neue Wege in der Paartherapie zu beschreiten und den individuellen Bedürfnissen der Partner besser gerecht zu werden.
Die Bedeutung historischer Liebeskonzepte in der Therapie
In der Therapie wird eine Unterscheidung getroffen, die historisch bereits existiert hat. Historisch gesehen wurde zwischen der Liebe innerhalb und außerhalb der Ehe differenziert. Die eheliche Liebe war beständig und freundlich, basierend auf gegenseitiger Rollenerfüllung, während die außereheliche Liebe emotional und leidenschaftlich war. Im Mittelalter wurde unter anderem Folgendes festgehalten:
„Ein vernünftiger Mann soll seine Frau mit Besonnenheit lieben und nicht mit Leidenschaft. Nichts ist schändlicher, als seine eigene Frau wie eine Mätresse zu lieben.“ (Hyronimus)
„Der Mann, der sich von übermäßiger Liebe hinreißen lässt und seine Frau so leidenschaftlich bestürmt, um seine Begierde zu befriedigen, als wäre sie gar nicht seine Frau und er wollte dennoch Verkehr mit ihr haben, der sündigt.“ (Benedikt)
Diese historischen Vorlagen bieten einen Einblick in die unterschiedlichen Konzepte von Liebe und können auch in der modernen Therapie wichtige Impulse geben. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Vorstellungen von Liebe im Laufe der Geschichte entwickelt haben und welchen Einfluss sie auch heute noch auf unsere Beziehungen haben können.
Das Fazit des Textes ist, dass der Rückgang der sexuellen Leidenschaft in Langzeitpartnerschaften ein weitverbreitetes Phänomen ist, das in der Paartherapie zunehmend diskutiert wird. Bisherige Annahmen über die Ursachen werden hinterfragt, und es wird betont, dass Liebe und Leidenschaft nicht so eng miteinander verknüpft sind, wie bisher angenommen wurde. Die Bedeutung historischer Liebeskonzepte in der Therapie wird ebenfalls hervorgehoben, um neue Impulse zu geben und den individuellen Bedürfnissen der Partner gerecht zu werden.
H1: Die sexuelle Leidenschaft in der Langzeitpartnerschaft
H2: Historische Liebeskonzepte sind von Bedeutung und bisherige Annahmen