Eine Beziehung wie eine Sucht
»Weißt du, was man später am meisten bereut – es nicht versucht zu haben.«
(Zitat aus dem Film »Die Farbe des Horizonts«)
Zum Anfang Ratgeber-Dashboard
Was ist negative Verstärkung?
Negative Verstärkung ist ein Begriff aus der Verhaltenspsychologie und beschreibt eine Verhaltensänderung, die dadurch gefördert wird, dass ein unangenehmer Reiz entfernt wird. Beispielsweise erledigt ein Kind seine Hausaufgaben, um einer Bestrafung durch die Eltern zu entgehen.
Schwierigkeit, sich von bindungsphobischen Partnern zu lösen
Oft versuchen Partner vergeblich, sich von einem bindungsängstlichen Partner zu trennen. Dieser Ablöseprozess ähnelt einer Suchtentwöhnung und ist daher besonders herausfordernd. Das deutlichste Symptom dieser Phase sind die Entzugsschmerzen.
Konditionierung: Forschung von Pawlow und Skinner
Die Psychologen Petrowitch Pawlow und Frederic Skinner erforschten die Mechanismen der Konditionierung und legten Grundlagen für das Verständnis menschlichen Suchtverhaltens. Pawlows Experimente zeigten, wie positive Konditionierung funktioniert: Der „Pawlowsche Hund“ lernte, bei einem Tonsignal Speichelfluss zu entwickeln, weil dieses Signal Futter ankündigte. Skinner hingegen demonstrierte negative Verstärkung bei Ratten, die lernten, einen schmerzhaften Elektroschock durch Betätigen einer Taste zu beenden.
Negative Verstärkung in Trennungssituationen
Auf Beziehungssituationen übertragen bedeutet dies: Der Schmerz (Trennungs- bzw. Entzugsschmerz) hört auf, sobald wieder Kontakt zum Partner besteht. Ein typisches Beispiel ist ein Partner, der zunächst voller Wut und Einsicht eine Trennung beschließt, um endlich Ruhe zu finden. Im Alltag stabilisiert ihn seine Wut („Trennungsaggression“). Doch sobald Ruhe einkehrt, beispielsweise am Wochenende, wandelt sich die Wut oft in tiefe Trauer und Einsamkeit.
Der Kampf gegen die Entzugsschmerzen
Die Sehnsucht wächst, Erinnerungen an gute Momente überschatten die schlechten Erfahrungen. Der Trennungsschmerz erscheint unerträglich. Der Betroffene beginnt, die Trennung infrage zu stellen und sucht schließlich wieder den Kontakt zum Partner – die symbolische „Taste“ wird gedrückt. Die unmittelbare Folge: Der Schmerz wird gelindert. Die negative Verstärkung zeigt Wirkung.
Risiken einer Beziehung mit Bindungsphobikern
Die Beziehung zu einem bindungsängstlichen Menschen birgt erhebliche Gefahren wie emotionalen Kontrollverlust, Depressionen und psychologische Abhängigkeiten, ähnlich einer Sucht. Obwohl der Verstand längst erkannt hat, dass diese Beziehung nicht glücklich macht, fällt es emotional extrem schwer, sich zu lösen.
Praktische Wege aus der Abhängigkeit
Im nächsten Kapitel stelle ich Ihnen praktische Anregungen und Übungen vor, mit deren Hilfe Sie sich aus der emotionalen Verstrickung lösen können. Erst mit klarem Kopf können Sie wirklich beurteilen, ob diese Beziehung für Sie noch tragfähig ist oder nicht.
Entscheidung für oder gegen die Beziehung
Ob Sie der Beziehung noch eine Chance geben wollen oder die Trennung endgültig vollziehen, hängt von mehreren Faktoren ab: der Schwere der Bindungsangst Ihres Partners, Ihrem eigenen Leidensdruck, eventuellen gemeinsamen Kindern und der Veränderungsbereitschaft Ihres Partners. Grundsätzlich gilt jedoch: Sie können Ihren Partner nicht verändern, wenn er selbst es nicht möchte. Entscheiden Sie sich, in der Beziehung zu bleiben, sollten Sie sich bewusst damit arrangieren, Ihren Partner so zu akzeptieren, wie er ist.
Zurück zu sich selbst finden
Unabhängig von Ihrer Entscheidung ist es entscheidend, dass Sie zu sich selbst zurückfinden und innerlich unabhängiger werden. Der Weg dorthin ist nicht leicht, aber möglich. Momentan erscheint Ihnen der Weg möglicherweise sehr steil und nahezu unmöglich. Doch wenn Sie den Kontrollverlust überwinden, gewinnen Sie Klarheit und Kraft zurück, um Ihr Leben wieder selbstbestimmt zu gestalten.
Seiten-Titel: Negative Verstärkung in der Paarbeziehung