Treue und Untreue zu sich selbst

Wenn man um den Partner am liebsten einen Zaun ziehen will

Zurück zur:  Startseite "Themen"  | Inhaltsverzeichnis "Seitensprünge und Affären"

Wer einen menschen liebt, möchte oftmals gerne am Liebsten einen Zaun ziehen, damit niemand anderes ihn uns wegnehmen kann. Schließlich bedeutet Partnerschaft doch, dem anderen für immer treu zu sein, oder?

Treue ist keine Selbstverständlichkeit in Beziehungen

Warum Treue nur das Ergebnis einer Vereinbarung sein kann

Ob neben einer Lebenspartnerschaft noch Platz für weitere sexuelle Begegnungen ist, hängt von der jeweiligen Situation und von der Vereinbarung eines jeden Paares ab. Es macht jedoch einen großen Unterschied, ob sexuelle Ausschließlichkeit in freier Wahl vereinbart wird, zum Beispiel weil die Partner (oder auch nur einer) sexuelle Freiheit als zu brisant und schmerzhaft erleben oder damit ihre Nähe unterstützen wollen, oder ob sie mit dem Etikett »Treue« versehen als selbstverständlich und als Beweis der Liebe gilt. Wann immer wir in Liebesdingen zu wissen glauben, was richtig ist und was falsch, stehen wir dem einfachen Sein mit dem, was ist, im Wege und damit auch der Liebe selbst.

Treue bedeutet nicht das Versprechen zur sexuellen Ausschließlichkeit

Treue hat, obwohl sie üblicherweise so definiert wird, nichts mit sexueller Ausschließlichkeit zu tun und bedeutet auch nicht, dass man nur einen einzigen Menschen lieben darf. Treue ist verwandt mit Vertrauen, und Vertrauen entsteht aus der beiderseitigen Bereitschaft, zu dem zu stehen, was versprochen und vereinbart wurde. Wenn Treue so verstanden wird, dass Lust und Liebe nur einem Partner entgegengebracht werden darf, ist Untreue vorprogrammiert, es sei denn, man schottet sich als Paar völlig von der Außenwelt ab.

Treue ist keine Selbstverständlichkeit

Das heißt nicht, dass ich alle Lust und Liebe ausleben und wahllos mit jedem ins Bett springen muss. Aber es heißt, dass ich meine Impulse wahrnehmen kann, dass ich mir selbst eingestehen kann, dass es erotische Anziehung und Liebe gibt, überall auf der Welt. Wenn das nicht sein darf, machen sich Heuchelei und Heimlichkeiten breit, die nur allzu oft um das Thema Treue herum anzutreffen sind. Dem amerikanischen Präsidenten Bill Clinton haben wir die Erkenntnis zu verdanken, dass diese Dynamik auch nicht vor dem vermeintlich mächtigsten Mann der Welt halt macht. Wenn wir Treue nicht mehr selbstverständlich als sexuelle Ausschließlichkeit verstehen, sondern vielmehr als Ausdruck von Vertrauen, Offenheit und Verbindlichkeit, dann ist schon viel gewonnen.