Begehren, Begierde und sexuelle Leidenschaft

Wie kann das aufrecht erhalten werden in der Paarbeziehung?

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Leben Sie in einer Langzeitbeziehung? Und vermissen manchmal die Leidenschaft?
Dann gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Zuerst die gute: Sie sind ganz normal, denn die sexuelle Leidenschaft ebbt ganz automatisch mit der Zeit ab. Wie lautet also die schlechte Nachricht, wenn es um Begehren und Begierde in der Partnerschaft geht?

Gibt es dauerhaftes ununterbrochenes Liebesglück und sexuelle Leidenschaft?

Dauerhaftes ununterbrochenes Liebesglück, ewiges Begehren in Leidenschaft mit immer demselben Partner - das gibt es nicht. Auch der schönste dieser Träume wird früher oder später an der täglichen Beziehungsrealität zerbrechen. Träume können sich auflösen und der Realität Platz machen. Aber deshalb muss sich nicht die Beziehung auflösen.

Ein paar Gedanken über das Begehren und leidenschaftliche Sexualität

Was man begehrt, das hat man nicht. Zumindest nicht im Augenblick des Begehrens. Das Begehrte übt eine magische Anziehungskraft aus, die unterschiedliche Ausprägungen zeigen kann. Wir können vieles begehren: Reichtum, Macht, Liebe, das nette Einfamilienhaus, eine Weltreise. Das Begehren verlangt - auch in Bezug auf Sexualität. Es verlangt die Berührung des Anderen, seinen Geruch, seinen Körper, seinen Kuss, seine sinnliche Nähe, seine Lust. Es führt in Versuchung und verspricht Erfüllung. Es macht lebendig. Begehren und begehrt zu werden, das Begehren des Anderen zu spüren und das eigene Begehren zu zeigen, all das sind tragende Elemente einer lebendigen Sexualität.

Begehren, Begierde und die Sucht nach Sex

Bei manchen Paaren oder auch sexuellen Begegnungen ohne Beziehung, ist die Anziehungskraft, die Lust und das Verlangen nach dem anderen Menschen so groß, dass eine regelrechte Begierde entsteht.
Solange dies auf Gegenseitigkeit beruht und nicht in Abhängigkeit oder Suchtverhalten ausartet, dürfen sich die Beteiligten freuen – sie erleben sicherlich feurige Zeiten!

Ein extrem ausgeprägtes Begehren bzw. eine heftiges und fast permanentes verlangen nach Sex kann Hinweis auf eine regelrechte „Sex-Sucht“ sein. Hinter dieser verbirgt sich jedoch ein tieferes Problem, ein Mangel an Zuwendung und Anerkennung soll kompensiert werden und sucht sich auf diesem Weg Befriedigung – ein Umstand, dem geholfen werden kann und auch sollte.

Warum nimmt die sexuelle Leidenschaft in längeren Partnerschaften ab?

In einer länger bestehenden Partnerschaft kann das anfängliche Begehren abnehmen, wie intensiv auch immer es gewesen sein mag – warum eigentlich? Wir alle kennen es - das, was wir nicht haben, ist besonders begehrenswert. Die Sehnsucht wächst, der Kampfgeist, das so Ersehnte zu bekommen, steigert sich. Durch ständige Nähe und Routine kann daher Langeweile, abnehmendes Interesse oder ein Gefühl von Selbstverständlichkeit entstehen. Das allzu Bekannte und Überschaubare ist schlicht und ergreifend nicht mehr so reizvoll, nach ständig Verfügbarem sehnt man sich eben kaum.

Distanz: Das Geheimrezept für Begehren und sexuelle Leidenschaft

Das Geheimnis des Begehrens hat also eindeutig mit Distanz zu tun! Abstand ist ein wesentlicher Bestandteil für Verlangen und Sehnsucht – das Überwinden der Distanz wird als reizvoll und anziehend empfunden, die „neu“ entstandene Nähe genussvoll ausgekostet.

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Es gibt viele Möglichkeiten, Distanz zu schaffen.

Manche Paare leben nicht gemeinsam unter einem Dach, bauen so automatisch Sehnsucht und Begehren auf und entdecken sich immer wieder neu. Wichtig ist, sich auch auf psychischer Ebene gegenseitig nie ganz zu „gehören“, eigene Freiräume, Hobbys und Ziele zu pflegen, aber auch selbstbewusst eigene Vorlieben, Bedürfnisse und Verhaltensweisen zu schätzen.

Nichts ist erotischer, als ein unabhängiger Partner voller Selbstwertgefühl – bleiben Sie also neugierig aufeinander und halten Sie mit gesunder Distanz die Lust aufeinander wach!

Optimiert, K.Winkler 15. April 2021