Opferhaltung in der Paarbeziehung

Attacken und Minderwertigkeitsgefühle in der Liebesbeziehung mit Bindung

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Wer, so wie wir als Paarberater, Einblick in Beziehungen bekommt, erkennt wiederkehrende Muster in Partnerschaften. Häufig nimmt dabei ein Partner eine Opferhaltung ein, die sich in einem übermäßigen Kümmern und Versorgen des anderen widerspiegelt. Mehrfach steckt dahinter nicht der selbstlose Wunsch, dem anderen etwas Gutes zu tun, sondern ein Verpflichtungsgefühl aufzubauen: „Indem ich jetzt etwas für dich tue, bist du mir etwas schuldig. Ich bin dabei das Opfer, das sich wortwörtlich für dich aufopfert.“

Opferhaltungen durch Minderwertigkeitsgefühle

Oftmals stecken hinter diesem Verhalten Minderwertigkeitsgefühle. Diese sollen durch die Anstrengungen und Bemühungen um den Partner kompensiert werden. Durch großes Engagement möchte man die eigene selbstzerstörerische Einstellung ausgleichen. Man erbringt Opfer, um seinen eigenen Mangel nicht mehr zu spüren.

Wird dieses Engagement nun aber zurückgewiesen, entsteht Bestürzung und Verzweiflung. Das angebotene Tauschobjekt wird nicht entgegengenommen. Das Gefühl der Wertlosigkeit kommt nach und nach wieder hervor, das negative Selbstbild und ein Rückzug werden gefördert.

Warum sehen sich einige Menschen immer als Opfer?

Menschen neigen allgemein dazu, sich als Opfer zu sehen. Man ist Opfer der Umstände, Opfer des Verhaltens eines anderen Opfers des Schicksals. In dieser Haltung fehlt die Selbstverantwortung für das eigene Leben. Wichtig ist es auch, die eigenen Anteile an einer Situation zu erkennen. Denn nur dann können Sie aktiv aus dieser Opferhaltung heraustreten.

Opfer lassen sich nicht verhindern, aber die Einstellung dazu

Dass wir zum Opfer von Attacken, Desillusionen und Blessuren werden, können wir nicht verhindern. Sehr wohl aber haben wir einen Einfluss darauf, wie wir auf Offensiven, Verletzungen, Enttäuschungen und Schmerzen reagieren und wie besonders wir unter diesen leiden.

Ich weiß nicht mehr, von wem das folgende Zitat stammt, aber es trifft den Nagel auf den Kopf:

"Schmerz ist unvermeidlich, Leiden ist freiwillig".

Vielleicht klingt es zynisch für Sie, dass ihr Leiden freiwillig sein soll. Sie würden lieber heute als morgen aufhören zu leiden, glauben aber, dass dies angesichts des seelischen oder körperlichen Schmerzes, der Ihnen widerfahren ist, unmöglich ist. Sie leiden, weil Sie denken, die anderen oder das Schicksal seien schuld an Ihrem Leid und Ihren Problemen.

Machen Sie sich nicht selbst zum Opfer in der Partnerschaft

Wenn wir anderen Menschen jedoch die Schuld abgeben, dann geben wir ihnen Macht über uns und unser Leben. Ihr Partner ist nicht schuld daran, wenn ie sich den Falschen ausgesucht haben. Sie sind nicht Opfer ihrer Taten, sondern tragen die Verantwortung dafür. Indem wir uns immer wieder selbst zum Opfer machen, entmachten wir uns. [1]

Niemand kann:

  • Ihnen schlechte Gefühle machen, wenn Sie das nicht zulassen.
  • Sie minderwertig machen,
  • Sie verletzen oder demütigen,
  • Sie traurig oder deprimiert machen.

Allein der Empfänger bestimmt die Wertigkeit der Botschaft. Und so kann auch niemand zu einem Opfer in der Partnerschaft werden.


[1] https://www.psychotipps.com/opferrolle-aufgeben.html von Dr. Doris Wolf – zuletzt gelesen am 20.11.2020