Die Scheidewege der Liebe
»Weißt du, was man später am meisten bereut – es nicht versucht zu haben.«
(Zitat aus dem Film »Die Farbe des Horizonts«)
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Wenn Sie mit jemandem ein Gespräch über Liebe führen, dann sprechen Sie beide von zwei gänzlich unterschiedlichen Dingen. Jeder hat unterschiedliche Vorstellungen von Liebe und Beziehung. Wenn 100 Menschen über die Liebe sprechen, dann sind es 100 ganz unterschiedliche Sichtweisen auf ein und dasselbe Thema. Liebe ist ein Gefühl, das jeder ganz für sich empfindet und das sich nicht ganzheitlich in Worten abbilden lässt. Lassen Sie es uns trotzdem versuchen und einen Blick auf die Liebesvorstellungen in der Partnerschaft werfen.
Der Egoismus der Liebe
Meine etwas provokante These an dieser Stelle lautet, dass Liebe den Inbegriff des Egoismus darstellt. Sie lieben, damit es Ihnen gut geht, damit Sie dieses unbeschreibliche Gefühl im Herzen spüren, damit sich Ihre ganz persönlichen Wünsche und Bedürfnisse erfüllen. Einen Menschen lieben Sie nie ausschließlich um seiner selbst willen, sondern auch und vor allem für Ihr eigenes Wohlgefühl. Heißt „Ich liebe Dich“ nicht „Ich will etwas von Dir“? Geht es um das Gegenüber oder darum, dass ich einen verlässlichen Partner an der Seite habe, mit dem ich möglichst meine Wünsche und Vorstellungen von einer Beziehung erfüllen kann?
In dieser Erkenntnis liegt auch gleichzeitig der Grund dafür, warum so viele Beziehungen scheitern und auseinandergehen. Wer nicht bekommt, was er sucht, der sucht eben woanders nach Anerkennung, Sex, Bestätigung, Zärtlichkeit, Verständnis oder Zuwendung. Liebe oder Partnerschaft ist aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen zur Ware geworden.
Für die Liebe gibt es unendlich viele Definitionen, aber letztendlich verstehen wir alle unter Liebe etwas anderes. Ich halte die folgende Definition für passend:
„Wenn ich etwas für Dich will, was Du für Dich willst, und ich es Dir von Herzen gönne.“
Unterschiedliche Vorstellungen und große Herausforderungen in der Liebe
Liebe bleibt nicht für immer - zumindest nicht automatisch. Wenn Sie einmal jemanden lieben und zurück geliebt werden, ist dies längst keine Garantie dafür, dass es für immer so bleibt. Eine der großen Herausforderungen der Liebe besteht darin, dass intensive Gefühle wie Liebe und Hass sehr dicht beieinanderliegen. Allein durch einen einzigen Gedanken kann aus dem geliebten Menschen plötzlich ein Todfeind werden.
Eine zweite große Herausforderung ist die berühmte verklärende Brille, die Liebende am Anfang der Beziehung mit Stolz tragen. Sie sorgt dafür, dass beide Partner die eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Dann aber wird das Zusammensein mehr und mehr zur Gewohnheit, die Toleranzgrenze sinkt, und plötzlich kommen schlechte Angewohnheiten zum Vorschein, die in der ersten Phase der Verliebtheit keine Rolle gespielt haben. Unterschiedliche Vorstellungen von der Liebe führen zu Streit und Konflikten.
Die drei Scheidewege in der Partnerschaft
Meiner Ansicht nach erreicht jedes Paar früher oder später diesen Punkt. Es stehen Ihnen nun drei Möglichkeiten offen:
1. Gemeinsam weitergehen und Zeit sowie Mühe in die Partnerschaft investieren, um immer wieder Neues und Spannendes am Partner zu entdecken.
2. Zusammenbleiben und ein unglückliches Leben miteinander führen.
3. Sich trennen.
Der erste Schritt zu einer harmonischen Beziehung kann nur gelingen, wenn beide Partner aus einem Gedanken der Gegenseitigkeit heraus etwas aus der Beziehung gewinnen. Dies ist nur durch Ehrlichkeit dem Partner gegenüber, aber auch sich selbst gegenüber möglich. Nur wer sich selbst und seinem Lebensweg treu bleibt, kann letztendlich auch ein Gewinn für den Partner sein.
Der Weg ist nicht immer von Anfang an klar. Entscheidungen brauchen Zeit und müssen reifen. Es ist hilfreich, sich Auszeiten zu gönnen, Zeit für sich selbst zu nehmen, Zeit und Freiraum zum Durchatmen zu haben. Neue Wege der Liebe in der Partnerschaft entstehen dann fast von selbst.