Polyamorie - Wie sie gelingen kann

Was passt und stimmig ist, müssen beide PartnerInnen miteinander aushandeln

Viele Menschen träumen davon, mehrere Partner zu lieben, ohne sich verstecken oder entscheiden zu müssen. Doch wie kann Polyamorie funktionieren, ohne dass jemand verletzt wird? In diesem Buch erfährst du, wie du deine Bedürfnisse und Grenzen kommunizierst, wie du mit Eifersucht und Konflikten umgehst und wie du eine erfüllende Beziehungsgestaltung findest, die zu dir und deinen Partnern passt.

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Wir leben im Zeitalter des Individualismus, in welchem alte Traditionen immer mehr wegbrechen. Dieser fordert von uns, unsere Partnerschaften selbstreflektiert und selbstbestimmt zu leben. Heute gibt es viele Beziehungsformen, etwa die traditionelle Ehe, monogame Partnerschaften, serielle Monogamie, offene Beziehungen, Dreierbeziehung, Affären, Freundschaft Plus, Polyamorie und vieles mehr.

Was passt und stimmig ist, müssen beide PartnerInnen miteinander in guter Kommunikation aushandeln. Und hier beginnen auch schon die Schwierigkeiten, denn viele Menschen haben oft nur einen verschütteten Zugang zu ihren eigenen Bedürfnissen und Emotionen. Zudem kann es zu zusätzlichen Schwierigkeiten kommen, wenn etwa ein Partner/eine Partnerin eine monogame Beziehung führen möchte und der/die andere eine offene Beziehung oder Polyamorie.

Quelle: offene Beziehungen. Lesen Sie hier auf dieser Seite „Polyamorie – Wie sie gelingen kann“ unser Gedanken dazu.

„Es geht um Liebe, die ein Mensch nicht stillen kann“

Was ist Liebe? Ist Liebe ein Gegenstand, der in Kilogramm oder Liter messbar ist? Ist dieser Gegenstand teilbar oder ein unteilbares Stück? Wenn man teilt, bekommt dann jeder nur die Hälfte vom Stück? Das gibt keinen Sinn. Liebe ist kein Gegenstand, sondern eine Beziehung zu einem Menschen, ein intimes Aufeinander-Eingehen. Deshalb kann sie nicht geteilt werden, weil jede Beziehung spezifisch ist.

Was unterscheidet den klassischen Seitensprung von polyamoren Beziehungen?

Polyamoristen lieben mehrere Partner. Sie suchen nicht bloß Sex außerhalb. Das beinhaltet, dass sie bereit sind, Verantwortung für mehr als einen Partner zu übernehmen. Das Schlüsselwort dieser Beziehungsform ist die Gleichwertigkeit der Partner. Und Offenheit und Toleranz. Die Beziehung und Freundschaft zu einem neuen Partner bedingt nicht in jedem Fall, dass man sich gegen seine Beziehung entscheiden muss. Im Gegenteil: Die neue Liebe wird als Bereicherung empfunden, nicht als Bedrohung. Oftmals haben sich die Partner darauf verständigt, dass jeder andere Verbindungen eingehen darf.

Das Beziehungsleben wird in dem Fall sehr viel komplexer. Das ist aufwendig, aber möglich. Heute gibt es immer weniger Partnerschaften oder Ehen, die als Grundlage den Versorgungsaspekt haben. Frauen sind in der Regel ebenfalls berufstätig und finanziell unabhängig. Das erleichtert eine Öffnung für neue Partner. Neue Beziehungen können entstehen, ohne dass das alte Lebensmodell zusammenstürzen muss. Allerdings funktioniert das nicht für jeden Menschen und nicht einfach per Entschluss. Man muss schon die Sehnsüchte nach einer umfassenden Liebe, die ein Mensch nicht stillen kann, erfüllen wollen.

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine polyamore Beziehung?

Polyamoristen sind nicht grundsätzlich frei von Verlustängsten und Eifersucht. Sie haben sich jedoch vorgenommen, damit anders umzugehen. Genauso wie es gleichberechtigte Liebe, Zuneigung und Freundschaft unter mehreren Freunden gibt, ohne dass einer auf den anderen eifersüchtig wird, wollen sie auch keine Exklusivität im emotionalen und sexuellen Bereich mit nur einem Partner. Erfahrungsgemäß nimmt die Eifersucht ab, wenn nicht nur ein Partner, sondern beide die Vielfalt erleben und genießen können.

„Es kommt auf die innere Einstellung an“, sagt ein Polyamoristen. „Auf den Verzicht von Besitzansprüchen und Exklusivität.

  • Selbsterkenntnis: Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist die Bereitschaft, genau wissen zu wollen, was einem wichtig ist, im Leben, in der Beziehung, in der Liebe. Und die Bereitschaft, dies umzusetzen. Und dafür einzustehen. Notfalls auch gegen äußere und innere Widerstände.
  • Gleichwertigkeit: Es geht um dauerhafte Beziehungen, nicht um sexuelle Abenteuer. Das bedeutet Verantwortung und Respekt vor dem freien Willen des Partners.
  • Toleranz: Wichtig sind Absprachen, Regeln, Offenheit und Ehrlichkeit. Wenn das eigene Verhalten den Partner verletzt, muss man sich auf ihn und seine Gefühle einlassen und kann sich nicht einfach darüber hinwegsetzen.
  • Kommunikative Intelligenz: Wer polyamor liebt, kann mitunter mit hartem Gegenwind im Freundes- und Bekanntenkreis rechnen. Reagieren Sie gelassen und bleiben Sie locker! Nicht selten ist Neid mit im Spiel.