Wie mit einer solchen Situation umgehen?
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Vorwürfe und Kritik in einer Partnerschaft sind manchmal kaum voneinander zu trennen, denn genaugenommen beinhaltet eine destruktive Kritik bereits den Vorwurf eines angeblichen Mangels der betroffenen Person. Glaubt man den meisten Paartherapeuten, stellen Vorwürfe und Kritik wohl die größten Kommunikationsprobleme in Partnerschaften dar und führen zu massiven Belastungen. Was also dagegen tun?
Vorwürfe als Beweis der eigenen Unsicherheit
Kritik an einem andern Menschen zu üben, ist der beste Beweis für die eigene Unsicherheit und dem daraus resultierenden Wunsch, sich selbst größer fühlen zu können, wenn das Gegenüber „klein gemacht“ wird. Wer ständig mit sich und der ganzen Welt unzufrieden ist, sucht einen Ausgleich und kritisiert jedes Verhalten der Außenwelt. Der Partner scheint hier ein willkommenes Opfer zu sein – was auch immer er tut, es scheint falsch, dumm oder unpassend zu sein.
Die Individualität des Partners akzeptieren
Hinzu kommt die fehlende Akzeptanz vor der individuellen Persönlichkeit des Partners. Es wird einfach vorausgesetzt, dass dieser sich genauso verhält, wie man selbst vorgehen würde oder wie es die eigene Erziehung vorgegeben hat.Darüber hinaus besteht die irrige Annahme, der Partner sei dafür zuständig, das eigene Leben zu erleichtern und die emotionale Versorgung komplett zu übernehmen.
Manipulation des Partners
Da dieser jedoch eigene Sichtweisen und Bedürfnisse hat, scheitert das Unterfangen – prompt wird kritisiert und es hagelt Vorwürfe, um den Partner zu manipulieren. Schnell werden solche Situationen zum Kriegsschauplatz, Angreifer und Verteidiger stehen sich gegenüber. Manche Menschen sind Kritik leider von Kindesbeinen an gewöhnt, schweigen und leiden still – bis sie irgendwann zusammenbrechen oder explodieren.
Andere wiederum steigen sofort auf das Kommunikationsgemetzel ein und bedienen sich hierbei leider der so destruktiven Du-Botschaften.„Du bist zu faul“ oder „Du nimmst mich nicht ernst“ sind beispielhafte Verbal-Angriffe, bei denen dem Partner nur zwei Möglichkeiten bleiben – Gegenangriff oder Flucht.
Vorwürfe als versteckter Hinweis auf eigene Bedürfnisse
Genau betrachtet, möchte der „Angreifer“ jedoch versteckt auf eigene Bedürfnisse hinweisen, für deren Erfüllung er offensichtlich keine Lösung findet. Nur sehr wenige Menschen bleiben bei der Konfrontation mit einem Angriff dieser Art völlig bei sich, fühlen sich nicht persönlich gemeint und reagieren in tiefster Gelassenheit, um eine Lösung für das vorherrschende Problem zu fördern.
Vorwürfe richtig formulieren lernen
Egal, ob Sie selbst dazu neigen, Ihren Partner mit Kritik und Vorwürfen zu überschütten, oder aber vom Partner damit konfrontiert werden – Gleiches mit Gleichem zu vergelten, schafft keine Lösungen. Kritik und Vorwürfe tragen jedoch eine wichtige Botschaft, sollten daher ernst genommen und aufgegriffen werden, um herauszufiltern, was eigentlich tatsächlich dahintersteckt.
Du-Aussagen in Ich-Botschaften umwandeln
Die wichtigste Übung besteht darin, vorwurfsvolle Du-Aussagen in Ich-Botschaften umzuwandeln. Sollten Sie selbst der Kritisierende sein, versuchen Sie ab sofort, nur über sich selbst zu sprechen. Was fehlt Ihnen? Was in der Partnerschaft oder in Ihrem Leben ist zu viel – oder zu wenig? Was fühlen Sie selbst? Lassen Sie hierbei Ihren Partner völlig außen vor – er ist für Ihr Empfinden nicht verantwortlich und trägt grundsätzlich keine Schuld!
Als Betroffene/r: Beziehen Sie Vorwürfe nicht auf sich selbst
Sofern Sie betroffen sind, nehmen Sie kritisierende oder vorwurfsvolle Verbalattacken nicht persönlich – hier steht Ihnen ein Mensch gegenüber, der noch nicht gelernt hat, eigene Empfindungen zu formulieren. Durch freundliche Ruhe können Sie den Vorwürfen begegnen und diese durch die gelassen, wiederholte Frage „Was stört Dich wirklich?“ oder „Was möchtest du mir denn damit sagen?“ entschärfen.
Ihr Partner wird letztendlich durch die Fragen an sein eigenes Inneres gelangen und vorherige Du-Botschaften in Ich-Aussagen verwandeln. Diese Basis können Sie nun gemeinsam nutzen, um herauszufinden, was in Ihnen und Ihrem Partner vorgeht, was Sie brauchen und sich erhoffen. Mit dieser Erkenntnis können Sie nun gemeinsam erarbeiten und auch festlegen, wozu jeder von Ihnen bereit ist – und wozu nicht. Treffen Sie hierbei nur Abmachungen, zu denen Sie auch wirklich stehen können, denn niemand ist verpflichtet, die Bedürfnisse des Partners zu erfüllen!