Die Sexualität der Frau im Kontext des Mangels

Über den sexuellen Erwartungsdruck in Partnerschaften

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Weibliche Sexualität und Frigidität in Partnerschaften - Die Sexualität der Frau im Kontext des Mangels

Die Frau steht in einer Partnerschaft unter mehrfachem Erwartungsdruck:

  • Dem Druck, das Begehren des Mannes aufrechtzuerhalten
  • Dem Druck, den Mann sexuell zufriedenzustellen
  • Dem Druck ihrer eigenen, unerfüllten Bedürfnisse

Aus diesem Druck resultieren weitere, partnerschaftliche Probleme

Das Bemühen der Frau, sexuell attraktiv zu bleiben

Folge Aussagen werden häufig im Rahmen der Sexualberatung getroffen:

Gabriele: „Ich ertappe mich dabei, dass ich mir schon wieder Selbstvorwürfe mache. Ich schaffe es nicht, einen Mann auf Dauer sexuell bei der Stange zu halten - das werfe ich mir vor. Ich fühle mich ungenügend, nicht gut genug, nicht schön genug.

„Ich muss sein sexuelles Interesse an mir wachhalten" ist die ins geheime Überzeugung der Frau, durch die sie versucht, Mangel zu vermeiden. Aus dieser Überzeugung heraus bemüht sie sich um die sexuelle Aufmerksamkeit des Mannes, macht sich für ihn schön, lässt sich für ihn liften, richtet sich nach ihm. Wenn das sexuelle Interesse des Mannes nachlässt, bezieht die Frau dies wie selbstverständlich auf sich.

Es kommt zu den folgenden Fragen und Selbstvorwürfen:

  • Das muss an mir liegen. Was ist geschehen? Gefalle ich ihm nicht mehr?
  • Stimmt etwas nicht mehr mit mir? Bin ich nicht sein Beuteschema?
  • Bin ich uninteressant geworden? Gefällt ihm eine andere besser?
  • Bin ich zu dick? Zu dünn? Zu alt? Bin ich nicht gut genug im Bett?

Gertrud: „Nachdem sexuell nicht mehr viel mit uns los war, habe ich versucht, das spielerisch zu verändern. Mir besondere Wäsche angezogen oder Fantasien in den Sex gebracht, um Spannung zu erzeugen und ihn anzuregen. Ich habe alles versucht. Wir haben uns Filme angesehen, um uns anzutörnen. Schließlich hat er verlangt, dass ich mir Reizwäsche und Strapse anziehe. Dann ist sein Sex regelrecht aggressiv geworden. Nach einer Weile habe ich mich erniedrigt gefühlt. Ich habe es gemacht, damit er mit mir schläft. Aber ich habe mich dafür vor mir selbst geschämt.“

Das Bemühen der Frau, Sexualität wiederherzustellen

Die Frau kann die Aufmerksamkeit des Mannes erreichen, sie notfalls mit Verführung, mit Druck, mit Unzufriedenheit und Forderung erzwingen. Sie kann seinen Sex provozieren, doch sie wird seine seelische Zuwendung vermissen. Irgendetwas fehlt.

Er fehlt. Seine liebevolle Anwesenheit fehlt. Je größer ihr Druck, ihr Verlangen wird, desto weiter zieht er sich zurück. Da sie weiterhin einen körperlichen Ausdruck seiner Liebe sucht und nicht bekommt, kann Sex für sie nicht lang genug, gut genug, intensiv genug sein. Sie glaubt, es müsste noch etwas Anderes oder Besseres kommen. Doch es passiert nicht.

Frustration in der Partnerschaft: Wenn Sexualität für die Frau zum Problem wird

Frauen sind vom schnellen Mann oder sich verweigernden Mann frustriert und enttäuscht:

„Das nervt mich. Wenn er fertig ist, wird er müde und schläft ein. Wenn er gekommen ist, ist es vorbei - Banane. Und ich, wenn ich gekommen bin, dann ist nichts vorbei, dann könnte es erst richtig losgehen. Ich bin hellwach. Meist will ich nicht, dass er kommt, weil es dann vorbei ist. “

„Was mich fertigmacht ist, wenn das Gefühl dabei fehlt. Er will zwar mit mir schlafen, aber dann ist nicht unbedingt Nähe da. Wenn er mit mir schläft und nicht dabei ist, nicht bei mir ist, das ist das Schlimmste für mich. Da fühle ich mich benutzt und verlassen.“

Wenn die Nähe in der Sexualität fehlt 

Frauen vermissen regelmäßig den Mann im Bett. Sie vermissen sein Herz. Er ist da, sein Körper ist da, aber er selbst ist nicht anwesend. Wieder einmal ist er geflohen. Wieder einmal hat er sich dem Kontakt entzogen. Wieder einmal bleibt die Frau in den Gefühlen des Mangels und der Vernachlässigung zurück. Sie sucht den Mann, fordert seine Gegenwart, aber er flieht. Flieht in den Schlaf - oder zu einer anderen Frau.

Ein Beispiel aus meiner Praxis

Helga macht ihrem Mann Kurt Vorwürfe: „Dass du mal fremdgehst, kann ich noch verkraften. Aber dass du kaum noch mit mir schläfst, das verletzt mich. Dass du mich liebst, weiß ich. Aber du liebst mich nicht als Frau. Als Frau fühle ich mich völlig missachtet."

In ihrer dreizehn Jahre dauernden Beziehung hatte Helga nur in den ersten zwei Jahren das Gefühl, von ihrem Mann „als Frau“ geliebt zu werden. Danach wurde Sexualität mit ihm selten und unbefriedigend. Schließlich schlief sie fast ganz ein.

Sie ist sicher, dass ihr Mann all das, was er ihr vorenthält, anderen Frauen gibt. Dass sein Sex auch dort heftig und schnell ist, kann sie sich nicht vorstellen. Wozu sonst sollte er zu anderen gehen, wenn die nicht besser sind oder ihm besser gefallen? Was sonst sollte sein Fremdgehen bedeuten, als dass sie „nicht gut genug“ ist? „Zeig mir, dass du mich liebst, zeig mir, dass ich begehrenswert bin“ ist ihre Sehnsucht. Wie soll er sein Begehren zeigen? Körperlich, indem er mit ihr schläft, ihr seine Sexualität und sein Herz gibt. Doch der Mann bleibt fern.

Frigidität: Wenn Frauen Sexualität verweigern

Irgendwann ist die Frau aus den genannten Beweggründen heraus so enttäuscht, dass sie sich dieser Sexualität verweigert und ihr Herz verschließt. Gefühlskälte wird zum Mittel der Verweigerung und des Selbstschutzes der Frau. Wenn sie sich dem Mann auch nicht ganz verweigert, so gibt sie sich ihm auch nicht mehr völlig hin. Sie ist anwesend, ihr Herz ist nicht (mehr) dabei. Die Sexualität der Frau scheint vollkommen erloschen zu sein. An dieser Stelle kann es hilfreich sein, eine Sexualberatung in Anspruch zu nehmen.