Die Hintergründe
Partnersuche
Männer und Frauen, die sich sexuell ausschließlich zu Partnern hingezogen fühlen, die „leicht zu haben“ sind, bilden eine absolute Minderheit, wenn es sie überhaupt gibt. Wer hat sich nicht schon einmal von jemandem angezogen gefühlt, der hoffnungslos außer Reichweite war? Manchmal wissen die begehrten Objekte – etwa berühmte Persönlichkeiten, namenlose Gesichter aus Zeitschriften oder Unbekannte, die aus der Distanz bewundert werden – noch nicht einmal, dass es Sie überhaupt gibt. Es können auch regelrechte Hirngespinste sein, die der reinen Fantasie entspringen. Wie die meisten Menschen waren Sie vielleicht schon einmal in jemanden verliebt, der bereits in einer Beziehung lebt, zu jung war oder sich einfach nicht für Sie interessierte, so stark Ihre eigenen Gefühle auch waren.
Im Laufe Ihres Lebens werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit einmal die bittersüße Erfahrung machen, einen Partner zu begehren, der es zwar schön findet, mit Ihnen auszugehen oder zu schlafen, sich aber gefühlsmäßig nicht richtig einlassen will. Wenn Sie jemals im Bann eines Menschen gestanden haben, der zwischen begeistertem Interesse und kühler Unnahbarkeit schwankte, dann wissen Sie aus erster Hand, dass die wechselnden Reaktionen eines ambivalenten Liebhabers einem das Gefühl geben, ein Versuchskaninchen zu sein. Je seltener und unvorhersehbarer die Futterverteilung ist, um so verzweifelter und häufiger drückt man auf den Knopf, in der Hoffnung, ein Salatblättchen zu ergattern.
Manche Menschen schützen sich vor dem Schmerz unerfüllter Sehnsucht, indem sie ihr Verlangen unterdrücken oder so tun, als hätten sie keinerlei emotionale Bedürfnisse. Andere versuchen Sehnsüchte von vornherein zu umgehen, indem sie nur auf Leute ansprechen, die ihnen nachlaufen, während sie die Menschen, die sie am meisten begehren, grundsätzlich meiden. Solche Strategien schützen zwar vor Schmerz, gehen aber auf Kosten der Vitalität und Spontanität. Glücklicherweise gelingt es jedoch den meisten von uns, ein funktionierendes, wenn auch unvollkommenes Gleichgewicht zwischen dem verlockenden Gefühl des Begehrens und der unerfreulichen Tatsache, dass in den meisten Fällen ein erotisches Interesse nicht erwidert wird, herzustellen.
Sie lesen im Text: Sehnsucht und aussichtslose Fälle
Das innere Gleichgewicht
Manche Menschen scheinen aber nicht in der Lage zu sein, ein solches Gleichgewicht zu finden. Für sie steht die Erfahrung der Sehnsucht, ob sie nun ausgelebt wird oder nicht, im Zentrum ihres erotischen Empfindens. Keine Sehnsucht, kein erotisches Interesse. Mit geschärfter Intuition und großer Sensibilität für die subtilsten Zeichen fühlen sie sich ausnahmslos gerade zu den Menschen hingezogen, die schon gebunden sind, ambivalente Gefühle oder die „falsche“ sexuelle Orientierung haben oder weit weg wohnen. Mit erstaunlicher Treffsicherheit gelingt es ihnen, Fälle mit geringen oder überhaupt keinen Chancen auf Erfolg aufzuspüren.
Sie werden wahre Experten darin, sich auf Partner einzuschießen, die nur bedingt zu haben sind, jedoch durchblicken lassen, dass sie in unbestimmter Zukunft verfügbarer sein werden. Bindungen, die auf unerfüllten Sehnsüchten basieren, sind leidenschaftlich, stürmisch und in entscheidenden Momenten auch zutiefst bewegend. Leider müssen Menschen, die sich im Grunde eine dauerhafte Beziehung wünschen, häufig feststellen, dass es nicht mit ihrem wirklichen Ziel vereinbar ist, sexuelle Erregung nur aus ihrer Sehnsucht zu gewinnen. Die größte Schwierigkeit erotischer Beziehungen, die nach diesem Muster funktionieren, liegt nicht im sexuellen Verlangen oder der Erregung – das ist einfach zu haben. Weitaus schwieriger ist es, in solchen Beziehungen Erfüllung zu finden.